Die Linke und die Klimafrage

Hannes Hohn

Es gibt nur wenige Themen, wo sich nahezu die gesamte Linke – nicht nur in Deutschland – so einig ist wie bei der Frage des Klimas. Wir wollen hier weniger auf die Frage eingehen, ob die von Politik und Medien massiv vertretene Position, nach der uns eine Klimakatastrophe durch den vermehrten Ausstoß von CO2 drohe, wissenschaftlich korrekt ist oder nicht. Diesem Thema haben wir uns auf dieser Seite schon mehrfach gewidmet. Hier wollen wir untersuchen, welche Positionen die Linke vertritt und mittels welcher Methode sie zu ihren Ansichten gelangt. Sicher gibt es innerhalb der Linken Differenzierungen, doch positionell und in der Methode gibt es auch – und vor allem – grundlegende Übereinstimmungen.

Wir werden zeigen, dass die allgemeine Methode der Linken nicht nur unwissenschaftlich ist, sondern auch mit einer materialistischen Herangehensweise unvereinbar und Ausdruck von philosophischem Idealismus ist. Wir werden darlegen, dass ihre Positionen zur Klimafrage objektiv bürgerlichen Kräften, ihrer Ideologie und Politik inkl. der damit verbundenen massiven kommerziellen Interessen dienen.

Wir verzichten in diesem Artikel bewußt darauf, Belege und Quellen dafür anzugeben, wo und wie die Linke solche Auffassungen vertritt und welcher Methode sie dabei folgt. Jede(r) LeserIn kann und sollte sich selbst ein Bild davon verschaffen und unsere Behauptungen überprüfen.

Positionen

Was ist die – mehr oder weniger von der gesamten Linken vertretene – Position zum Klima? Die  Kernelemente sind folgende:

  • Wir erleben eine dramatische Änderung des „globalen“ Klimas. Diese äußere sich in einer starken Erwärmung, die bis zum Ende des 21. Jahrhunderts minimal 2, aber auch 4,  6 oder 8 Grad betragen könnte. Die bis jetzt eingetretene Erwärmung (ca. 1 Grad Celsius in 200 Jahren) wäre in Tempo und Ausmaß einmalig in der (jüngeren) Klimageschichte. Jede weitere Erwärmung würde die natürlichen Lebensgrundlagen für Fauna, Flora und den Menschen gefährden und untergraben. Auswirkungen dieses Klimawandels – die angeblich z.T. sogar jetzt schon spürbar wären – sind u.a.: mehr und heftigere Extrem-Wetter-Ereignisse, Trockenheit, Wüstenausbreitung, Artensterben, Versauerung der Meere, Eisschmelze und v.a. infolge dessen ein dramatischer Meeresspiegelanstieg.
  • Als Hauptursache dieser Entwicklungen wird der durch den Menschen forcierte Ausstoß von CO2 u.a. Treibhausgase durch die Verbrennung fossiler Stoffe (Kohle, Öl, Gas) angesehen (anthropogener Treibhauseffekt).
  • Diese Positionen wären in der Klimawissenschaft Konsens. Das IPCC würde den aktuellen Stand der Klimaforschung repräsentieren. Die angeblich „verschwindende Minderheit“ von sog. „Klimaleugnern“ bestünde v.a. aus fachfremden Wissenschaftlern oder Laien, würde von einer reaktionären Lobby von Öl- und Kohlekonzernen unterstützt und wäre auch deshalb unseriös.
  • Das herrschende Wirtschaftssystem (teils als „kapitalistisch“, teils als „Industriegesellschaft“ bezeichnet) wird wegen der Nutzung (Verbrennung) fossiler Energiequellen als Ursache der Klimakatastrophe angesehen und muss daher mittels Reformen verändert bzw. per Revolution überwunden werden. Insbesondere die Stromerzeugung und der Autoverkehr mittels fossiler Verbrennung sollen beendet werden, indem die sog. „Erneuerbaren Energien“ (EE) – v.a. Wind- und Solarenergie sowie Biomasse – zur neuen Grundlage des Energiesystems werden sollen (Energiewende). Ziel ist eine kohlenstofffreie oder -arme Wirtschaft.

Diese Positionen werden von fast allen linken Organisationen vertreten. Ihre Beiträge enthalten zudem sehr häufig Übertreibungen und apokalyptische Visionen.

Fehlende Kritik

Ein wesentliches Merkmal jeder linken Organisation müsste eigentlich sein, sich grundsätzlich kritisch zu verhalten. Gerade für die Linke als oppositionelle Kraft müsste das Motto „De omnibus dubitandum“ (An allem ist zu zweifeln) besonders gelten. Und umso mehr für MarxistInnen, da diese ja alle Aspekte und Ausprägungen der bürgerlichen Gesellschaft grundsätzlich kritisch sehen und eine Position der revolutionären Aufhebung dieser einnehmen. Diese kritische Haltung müsste sie natürlich auch gegenüber der „öffentlichen Meinung“ einnehmen, die ja recht eigentlich eine für die Öffentlichkeit gemachte Meinung ist und keine Meinung der Öffentlichkeit. Davon abgesehen zerfällt die „Öffentlichkeit“ ja in verschiedene Klassen mit verschiedenen, ja gegensätzlichen  Interessen.

Lenin schrieb 1921 in einem Brief an Mjasnikow u.a.: „Pressefreiheit bedeutet in der ganzen Welt, wo es Kapitalisten gibt, die Freiheit, Zeitungen zu kaufen, Schriftsteller zu kaufen, die ´öffentliche Meinung´ im Interesse der Bourgeoisie zu bestechen, zu kaufen und zu fabrizieren.
Das ist eine Tatsache. Niemand wird das jemals widerlegen können.
“ (LW 32, S. 529)

Für MarxistInnen sollte es selbstverständlich sein, davon auszugehen, dass Ideologie, Medien, Staat, Politik, „öffentliche“ Meinung – und auch die Wissenschaft – grundsätzlich bürgerlich geprägt und nicht etwa wertfrei oder neutral sind. Selbst die Naturwissenschaften, die scheinbar „objektiver“ sind als die Sozialwissenschaften, sind keineswegs frei von Ideologie, wenn auch in der Regel freier als die Sozialwissenschaften. Auch sie sind nicht einfach objektive „Abbildungen“ der Realität und Ausdruck von Naturgesetzen. Auch sie sind natürlich davon geprägt, wie das allgemeine Bewusstsein der Gesellschaft beschaffen ist, kein Wissenschaftler ist davon frei. Auch sie ist davon beeinflusst, wann, wo, wie und was erforscht wird, wie die Ergebnisse der Forschung in der Praxis verwendet werden und welche Folgen sich daraus wieder für die Wissenschaft ergeben.

Das gilt umso mehr für die Klimawissenschaft. Allerdings nicht von vornherein. Früher galt die Klimaforschung nicht unbedingt als „seriöse“ Naturwissenschaft wie etwa die Physik. Das änderte sich erst – dann allerdings grundsätzlich -, als es ein gesteigertes praktisches Interesse an Klimaforschung und Meteorologie gab. Dieses Interesse entstand z.B. im US-Militär, das für den Einsatz v.a. seiner Luft- und Seestreitkräfte so genau wie möglich wissen wollte, wie das Wetter wird. Dieses Interesse fiel zusammen mit der Einführung der ersten Großrechner. Man versprach sich, mittels Computern Wetter und Klima besser voraussagen und „modellieren“ zu können. Die heutige Klimatologie und ihre sehr starke Orientierung auf Klimamodelle – aus denen tatsächlich die „Kernargumente“ des Klamaalarmismus gezogen werden – ist also nicht einfach ein Resultat einer inneren wissenschaftlichen Genese, sondern auch und gerade Ausdruck dieser „besonderen gesellschaftlichen“ Bedürfnisse und der Einwirkung von Politik, Staat und Teilen des Kapitals auf die Wissenschaft.

Was heute meist übersehen wird, ist der Umstand, dass die Modellierung von „Klima“, das ja ein multifunktionales, tw. chaotisches System ist, überhaupt nur einigermaßen sinnvoll möglich ist, wenn ein besonders wichtiger, überragender Faktor gefunden wird, um den „herum“ das Klima modelliert werden kann. Aus einem schwer zu fassenden, hochkomplexen chaotischen System kann so ein System werden, das viel stärker einen linearen Zusammenhang offenbart. Und dieser „Faktor“ wurde gefunden: das CO2 (als – nach dem Wasserdampf – wichtigstes „Treibhausgas“). Nachdem die traditionelle Klimaforschung dem „Spurengas“ CO2 nie eine relevante Rolle zugestanden hatte, sondern eine ganze Reihe anderer Faktoren (u.a. Sonne, Wasserkreislauf, Meeresströmungen) am Wechselwirken sah, kam nun das CO2 als vermeintlich besonders wirksamer Faktor in die Klimawissenschaft.

Paradigmenwechsel

Der Klimaforscher und „Klimakritiker“ Prof. Dr. Karl-Otto Weiß beschreibt den vom IPCC massiv betriebenen Paradigmenwechsel in der Klimawissenschaft, der ein Ausdruck davon ist, wie Naturwissenschaft durch den Einfluss „außer-wissenschaftlicher“ Kräfte beeinflusst wird, wie folgt:

„Historisch stellte sich die Haupttätigkeit der Klimatologie als möglichst breite Sammlung von weltweiten Klimadaten dar. Die Wissenschaft blieb dabei aber weitgehend deskriptiv, zum Ziel einer Vorhersage auf der Basis verlässlicher historischer Messungen und Daten gab es kaum Fortschritte.

Mit dem Aufkommen der Informationstechnik löste sich die Arbeit mehr und mehr von realen Messungen. Es bildete sich die Vorstellung, mittels großer Rechenleistung ließe sich die Gesamtheit der Klimavorgänge abbilden, und das Klima sich sozusagen „ab initio“ berechnen und voraussagen (lasse), auch ohne Bezug zu Messdaten. Diese Vorstellung gewann in naiver Fehleinschätzung von Computerleistungen viele Anhänger, so dass die Untersuchung von historischen Klimadaten verdrängt wurde.

Warnen hätte sollen das historische Beispiel von Laplace. Dieser vertrat ja die Vorstellung, das gesamte Universum lasse sich, zumindest prinzipiell, mittels ausreichend hoher Rechenleistung in seiner gesamten Entwicklung berechnen (die Einsicht „chaotischen“, d.h. zufallsgesteuerten, Verhaltens vieler Systeme widerlegte ihn dann bekanntlich). Auch die ähnlichen Modellrechnungen des Club of Rome, die sich als kompletter Reinfall erwiesen, hätten nachdenklich stimmen sollen.(…)

Die Misserfolge dieser Aktivitäten offenbaren sich täglich in immer neuen Befunden, dass die Modellrechnungen in keiner Weise mit den Messungen übereinstimmen oder je übereingestimmt haben.

Als Physiker stockt einem der Atem ob dieses aberwitzigen Vorhabens und der Naivität, das ganze Klimageschehen der Welt in allen Einzelheiten modellieren zu wollen. Man weiß doch, dass nur Modelle von bis zu 3, 4 partiellen Differentialgleichungen vernünftiges mathematisches Verhalten zeigen. Darüber hinaus sind sie gewöhnlich „chaotisch“, d.h. bei jedem Wiederholen der Rechnung bekommt man ein anderes Ergebnis. Wie sollen dann wohl Klimamodelle mit vielen tausend gekoppelten Differentialgleichungen verlässliche Ergebnisse liefern?“ (she. website des Europäischen Instituts für Klima und Energie, EIKE, Ein Nachruf auf Hubert Lamb, 17.2.14).

Noch deutlicher wird die ideologische Determinierung der Klimaforschung in Gestalt des IPCC.

Auf der homepage der IPCC-Koordinierungsstelle für Deutschland wird die Gründung des IPCC folgendermaßen dargestellt: „Mitte des 20. Jahrhunderts stellten Forscher vermehrt Anzeichen dafür fest, dass sich die Atmosphäre erwärmt (Anm. des Autors: Mitte des 20. Jahrhunderts bis Mitte der 1970er gab es keine Erwärmung, sondern eine Abkühlung, die einige Klimaforscher sogar dazu brachte, vor einer neuen Eiszeit zu warnen.) und dass menschliche Aktivitäten eine Ursache dafür sein könnten. Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) gründeten daraufhin 1988 den IPCC. Ziel war es zu klären, welche Gefährdung von der Erderwärmung ausgeht und ob gehandelt werden muss.“

Ganz klar kommt hier also eine wissenschaftliche Prädestination – die Annahme einer menschengemachten gefährlichen Klimaerwärmung – zum Ausdruck. Das IPCC ist also schon deshalb kein objektiver Ausdruck „der“ Klimawissenschaft, sondern Ausdruck einer bestimmten Richtung.

Selbst H.J. Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), einer IPCC-Hochburg in Deutschland, und einer der eifrigsten Vertreter der These vom drohenden Klimakollaps, kam nicht umhin, das IPCC ein eigenartiges Mischwesen zu nennen, das gemeinsam von Politik und Wissenschaft gezeugt wurde. Er vermerkt kritisch, dass nicht die globale Gemeinschaft der einschlägigen Forscher die Leitautoren für die Berichte des IPCC auswählt, sondern die am Bericht beteiligten Staaten. Nicht die Leitautoren entscheiden über den Wortlaut der (für Politik, Medien und Öffentlichkeit wesentlichen) Kurzfassung ihrer Berichte, „sondern die politischen Vertreter der jeweiligen Regierungen. Auch das verweist darauf, dass das IPCC in starkem Maße ein Instrument der Politik ist, welches sich der Wissenschaft bedient. Wenn man sich die immensen Mittel anschaut, die in die IPCC-konforme Klimaforschung gepumpt werden, wird auch verständlich, warum so viele WissenschaftlerInnen durchaus ganz gern am Geld-Tropf des IPCC bzw. der ihm folgenden Regierungen und Institutionen hängen. Und die Mittel und die Reputation, um die es da geht, sind exorbitant größer als jene, welche die Klimaskeptiker durch die (angebliche oder tatsächliche) Förderung durch die „big coal companys“ „genießen“. Seit Gründung des IPCC 1988 hat sich die Zahl der mit der Klimaforschung befassten Wissenschaftler etwa um das 5-10fache erhöht.

Wichtig ist auch zu verstehen, dass „die Klimaforschung“ etwas anderes ist als das IPCC. Die Mehrheit der Klimaforschung (die sehr viele Sparten der Wissenschaft umfasst) hat mit dem IPCC  „nichts zu tun“ und forsch einfach. Von den zentralen Fragen und den Grundlagen der IPCC-Theorie (Atmosphärenphysik, Modellierung) hat der größte Teil der Forscher, z.B. Geologen, Glaziologen, Meeresforscher, Biologen usw. keine oder wenig Ahnung, weil sie weder auf diesem Gebiet arbeiten noch eine spezifische Ausbildung dazu haben. Schon deshalb ist die Aussage, dass so und so viele Klimaforscher irgendeine Ansicht, z.B. die Richtigkeit der Treibhaustheorie, teilen würden, im Grunde genauso nichtssagend wie das Urteil eines Tischlers über die Fortpflanzung der Holzwürmer.

Die wesentlichen Positionen und Aussagen der „offiziellen“ Klimatheorie beruhen auf Modellen und theoretischen Hypothesen, nicht oder viel weniger jedoch auf empirischen Fakten und Beweisen. Das Dilemma besteht nun aber darin, dass die IPCC-Klimawissenschaft die Meinungshoheit hat – genauer: dass sie ihr von Staat, Politik und Teilen des Kapitals „verschafft“ wurde -, so dass nicht sie ihre Thesen beweisen muss, sondern die Gegenseite unter Beweisdruck gerät.

Die Linke müsste nun eigentlich diese Fakten zur Kenntnis nehmen und von daher eine sehr kritische Position zu dem haben, was das IPCC und die IPCC-nahe Wissenschaft vertreten. Umso mehr ist diese kritische Distanz gegenüber dem nötig, was Politik und Medien uns als Klimatheorie und Klimaschutzpolitik einreden. Doch weit gefehlt! Nahezu völlig kritiklos nimmt die Linke all das, was uns als offizielle Klimapanik präsentiert wird, als bare Münze. Anstatt sich – wie sonst oft in der Linken üblich – zunächst und v.a. mit dem zu befassen und das zu berücksichtigen, was es an Kritik am bürgerlichen „Betrieb“, an Wissenschaft, Medien, Politik, Institutionen „öffentlicher Meinung“ usw. gibt, wird das hier nicht nur völlig ignoriert, sondern die höchst primitive und demagogische Art und Weise der Niedermachung und Niederhaltung jeder Kritik an der „offiziellen“ Klimawissenschaft einfach nachvollzogen und sogar noch überboten.

Das Konsens-Argument

Ein zentrales Argument dabei ist der angebliche Konsens in der Klimawissenschaft, nach dem 97% aller Wissenschaftler auf IPCC-Linie stehen würden. Dazu ist erstens zu sagen, dass ein Konsens oder eine Mehrheit in der Wissenschaft nie etwas darüber aussagt, ob eine Theorie richtig ist oder falsch. Die gesamte Wissenschaftsgeschichte belegt das. Fast immer standen neue Theorien zuerst einer massiven Front von Ablehnung gegenüber – um sich später aber doch durchzusetzen, z.B. Einstein oder Alfred Wegener, dem Entdecker der Kontinentalverschiebung. Andererseits ist die Wissenschaftsgeschichte auch voll von Fällen, wo die Behauptung eines Konsensus oder der Verweis auf Mehrheiten nur dazu diente (und auch nur dazu dienen kann), die Debatte zu unterdrücken, abweichende Meinungen zu diskreditieren und zu unterdrücken und eine bestimmte Doktrin, die den Herrschenden opportun erscheint, zu verankern. Beispiele dafür sind etwa das Hofieren Lyssenkows  unter Stalin oder die Förderung der Rassentheorie durch die Nazis u.a. reaktionäre Kräfte.

Zweitens: Wozu wird von der IPCC-Richtung immer wieder der Konsens und die „übergroße“ Mehrheit betont? Gäbe es den Konsens und diese übergroße Mehrheit wirklich, müsste man das nicht immer wieder betonen. Und wenn die „offizielle“ Theorie so überzeugend ist – warum sucht man dann nicht umso mehr die Debatte, wenn man doch argumentativ so gute Karten hat?!

Drittens: Die Fakten selbst belegen eindeutig, dass es weder einen Konsens noch eine übergroße Mehrheit wirklich gibt (obwohl das sogar verwunderlich ist ob der immensen Mittel, der Förderung und politischen Unterstützung der IPCC-konformen Forschung). So gehen selbst im IPCC-Lager die Auffassungen darüber, was der Treibhauseffekt ist – immerhin ein zentraler Baustein der „offiziellen“ Theorie – und wie dieser funktioniert, weit auseinander (vgl. dazu die Arbeiten von Gerlich/Tscheuschner, Kramm/Dlugi, Postma, Nahle u.a.). Nicht einmal in dieser Grundfrage gibt es im IPCC einen Konsens, was jedoch nicht etwa dazu führt, dass diese Frage dort ernsthaft diskutiert und behandelt würde.

Um zwei Beispiele als Beleg dafür anzuführen, dass es in der Klimawissenschaft keinen Konsens gibt: In den USA haben über 31.000 (!) Wissenschaftler eine Petition unterzeichnet, mit der sie die US-Regierung aufforderten, das Kyoto-Protokoll nicht zu unterschreiben (www.oism.org/pproject/) Zu den Unterzeichnern gehören auch etliche Nobelpreisträger in Naturwissenschaften. Selbst in Deutschland, einer IPCC-Hochburg ergab eine Umfrage unter Klimaforschern, dass jeweils ca. ein Drittel die Positionen des IPCC teilt, unentschieden ist oder sie ablehnt.

Da die „Klimakritiker“ immer als nur von den Konzernen gepäppelte reaktionäre „Spinner“ dargestellt werden, glaubt die Linke, sich mit ihnen nicht befassen zu müssen – es sei denn in Form der Verleumdung. Diese Voreingenommenheit und Ignoranz führt nun dazu, dass die Argumente der  Kritiker und ihr Platz in der Wissenschaft überhaupt nicht wahrgenommen werden. Ihre „normale“ Aufgabe, die ganze Wissenschaft zu betrachten, und nicht nur jenen Teil, der ihr „angenehm“ ist, erfüllt die Linke nicht. Damit verfehlt sie jede objektive und wissenschaftliche Betrachtungsweise. So ist es kein Wunder, dass sie den „Kritikern“ nicht nur andauernd Positionen unterstellen, die sie überhaupt nicht vertreten, es ist auch nie der Fall, dass ein linker Autor irgend ein wirkliches Argument der Kritiker kritisiert oder gar widerlegt. Die Linke ist schlichtweg zu dumm dazu (im Sinne von Uninformiertheit), ja sie ist noch nicht einmal in der Lage, die Argumente des „alarmistischen“ Wissenschaftslagers zu verstehen. Die Linke, die sich oft genug als „Vorhut“ dünkt, erweist sich hier einfach nur als ein Haufen von Obskuranten. Traurig, aber wahr.

Wandel beim IPCC

Der aktuelle IPCC-Bericht AR 5 von 2013 enthält eine ganze Reihe von Aussagen, die frühere Positionen des IPCC korrigieren. So wird etwa betont, dass es für die These der zunehmenden Extremwetter-Ereignisse keine Belege gibt. Es wir nicht nur zugegeben, dass die Klimamodelle daran gescheitert sind, bestimmte Klimaereignisse der Vergangenheit adäquat abzubilden, es wurde auch konstatiert, dass die Modelle insgesamt den realen Temperaturentwicklungen der letzten ca. 20 Jahre nicht gut entsprechen. Das IPCC räumt inzwischen auch ein, dass diese Periode durch einen Stillstand (Hiatus) der Temperaturentwicklung gekennzeichnet ist. Damit gibt sie – nach langem Zögern – dieser Position der „Klimakritiker“ i.w. recht. Auch die von den Kritikern als falsch entlarvte „Hockeystick-Theorie“ wird inzwischen auch vom IPCC nicht mehr vertreten. Von all dem scheint im Kurzbericht des AR 5 oder in den Medien hierzulande jedoch kaum etwas auf.

Die Linke bleibt von all dem jedoch völlig unbeeindruckt und wiederholt nur genüßlich immer wieder die Konsens-Behauptung und beruft sich völlig unkritisch auf die These von der Klimakatastrophe, die vom Gros der bürgerlichen Medien (zumindest in Deutschland) immer noch Mantra-artig verbreitet wird. Es ist nicht zu übersehen, dass hier bei der Linken nicht ein Hauch von Kritikfähigkeit oder ganz und gar von sachkundiger und ernsthafter Recherche spürbar ist. Es ist einzig der Glaube, der dort regiert.

Ein genauso ernüchterndes, ja erschreckendes Bild zeigt sich, wenn wir uns anschauen, wie die  Linke den wissenschaftlichen Inhalt der IPCC-Auffassungen rezipiert. Im Grunde nämlich gar nicht. Was sie sich – wenn überhaupt – anschaut, sind die Kurzfassungen der IPCC-Berichte, die  „Short reports for Policy-Makers“. In diesen Kurzberichten werden aber die Aussagen der IPCC-Berichte, der „Assessment Reports“ (AR), nicht nur gekürzt, sondern v.a. einseitig „alarmistisch“ und oft sinnentstellend widergegeben. Kein Wunder, unterliegt doch die Redaktion der Kurzberichte Politikern (oft Leute von greenpeace oder WWF) und nicht unabhängigen Wissenschaftlern. Meist beziehen sich Beiträge der Linken einfach nur auf Medienberichte. An die Stelle eigener Recherche – nicht so sehr, ob bestimmte wissenschaftliche Positionen stimmen (das ist oft schwer einschätzbar), sondern, was die Wissenschaft überhaupt vertritt oder diskutiert – tritt der Glaube, das etwas so ist, weil es ja so oft und von so Vielen so dargestellt wird.

Leute, die sich dieser Methode bedienen, sollten sich weder MaterialistInnen noch gar MarxistInnen nennen!

Materialismus vs. Idealismus

Anstatt die wissenschaftlichen Thesen zu überprüfen – anhand der Voraussagen, anhand der historischen und empirischen Daten, anhand der Debatten zwischen den „Lagern“ und „Strömungen“ in der Wissenschaft -, geht die Linke a priori davon aus, dass die Mehrheit ja nicht irren könne. Dabei ist diese Denke v.a. davon geleitet, dass der Klimaalarmismus gut als anti-kapitalistisches Argument zu gebrauchen sei. Das, was also das Ergebnis der Recherche sein könnte, dass der Kapitalismus das Klima zerstört, wird hier vorausgesetzt. Im Grunde ist das ein Zirkelschluß – die Schlußfolgerung wird zur Begründung ihrer selbst. Oder anders gesagt: nicht die Fakten, nicht empirische Belege, nicht theoretische Beweise, nicht Experimente, nicht die Falsifizierbarkeit, sondern ein ideologisches „Theorem“ ist maßgebend. Das ist Idealismus, meine Damen und Herren Materialisten!

Ginge man wirklich materialistisch an die Sache heran, würde man Erstaunliches feststellen:

  • Es gibt keinen theoretischen Beweis für die Treibhaustheorie und kein Experiment, das ihn  nachweisen würde. Die (zeitweilige) Korrelation zwischen CO2 und Temperatur ist kein Beweis, genauso wenig wie die anerkannte Tatsache, dass CO2 bestimmte Strahlungsfrequenzen absorbiert.
  • Es gibt in der Klimageschichte keinen Beweis dafür, dass CO2 ein maßgeblicher Temperaturtreiber ist.
  • Die Erdgeschichte erweist ganz eindeutig, dass die klimatischen Vorgänge der letzten 200 Jahre in Tempo und Ausmaß nicht ungewöhnlich sind.
  • Ein Blick auf die Voraussagen des IPCC und der Klimamodelle zeigt, dass ihre Prognosen überwiegend falsch waren.
  • Die Bilanz der Klimaschutzpolitik ist verheerend. Sie hat nichts bewirkt und kann – selbst bei wirklich engagierten Klimaschutzbemühungen – das Klima nicht in relevantem Maße beeinflussen. Die Einführung der „Erneuerbaren Energien“ als Grundlage des Energiesystems ist technisch unmöglich und unbezahlbar und hat enorme soziale, ökonomische und ökologische Schäden zur Folge. Sie ist untauglich dafür, die Energieversorgung einer wachsenden Menschheit zu sichern.

Schaut man sich aber linke Publikationen an, merkt man, wie völlig uninformiert die Autoren sind und wie wenig Problembewußtsein sie haben. Sie nehmen die Realität schlicht nicht wahr. Ihre Realität ist in Wahrheit eine ideologische Scheinwelt.

Was sind die Quellen, aus denen die Linke ihre Klimapositionen ableiten? In erster Linie die bürgerlichen Medien. Das mag verwundern, lässt sich aber leicht erklären. Zum einen sind in Deutschland (woanders ist die Situation nicht so) die wichtigsten Medien – die „Öffentlich-rechtlichen“ – stark von eher links-liberalen JournalistInnen beeinflusst, die oft eine Form von bürgerlichem „Reformismus“ vertreten und deshalb den „Öko-Reformismus“ als derzeit sehr verbreitete Form von Reformismus mit all der Klima- und Energiewende-Ideologie vertreten. Dabei  sitzen sie in einem Boot mit der Politik quer durch alle Parteien und der „grünen Szene“, also Umweltverbänden, „grünen“ Kapitalisten und Investoren, NGOs usw.

Das Klima-Kartell

Schaut man sich die ideologische Verortung inkl. der Parteipräferen von Journalisten an, so fällt auf, dass sie überdurchschnittlich „grün“ sind. Die „grüne Szene“ verfügt darüber hinaus über großen  Einfluß und viele Posten im staatlich-kommunalen Apparat und staatsnahen Strukturen (Verbände, Initiativen, Öko-Institute, Umweltschutzeinrichtungen usw.).

Die bürgerliche Politik nutzt die Klima- und Umweltpolitik dazu, ihr Image aufzubessern und die Bürger schamlos zur Kasse zu bitten. Hiermit soll überhaupt nicht infrage gestellt oder kritisiert werden, dass es Umweltschutzbemühungen gibt. Doch Umweltschutz hier und Klimaschutz und Energiewende da sind nicht nur verschiedene Paar Schuhe, sie widersprechen sich auch. Erstere können nutzen, letztere schaden nur.

Durch die spezifische Struktur der bürgerlichen arbeitsteiligen und repressiven Gesellschaft werden bestimmte gesellschaftliche Bereiche von einander als relativ „separate“ Strukturen abgesondert: die Politik, die Medien, der Staat usw. Das Fehlen von gesellschaftlicher Selbstverwaltung führt dazu, dass es immer und überall Vermittlungs- und Vertretungsstrukturen gibt. So erfolgt die Medienberichtertstattung über naturwissenschaftliche und technische Themen nicht durch Naturwissenschaftler und Techniker, sondern durch Journalisten, also Laien. Zudem hat das Niveau der Wissenschaftsjournalisten hinsichtlich einer naturwissenschafltlichen Ausbildung in den letzten Jahren erheblich nachgelassen. Viele haben irgendeine soziologische Ausbildung, sind also für die „Weltrettung“ prädestiniert, haben aber von der (naturwissenschaftlichen) Welt keine Ahnung. Ein typisches Beispiel dafür ist die atompolitische Sprecherin der Grünen, Sylvia Kotting-Uhl: sie hat Germanistik, Anglistik und Kunstgeschichte studiert. Wahrscheinlich haben die Grünen keinen Fachmann für Kerntechnik oder Radioaktivität finden können, der ihre unwissenschaftliche Atom-Phobie unterstützt.

In der Politik ist es ganz genauso. Im Bundestag sitzen keine ArbeiterInnen, aber auch keine Ingenieure oder Wissenschaftler, sondern überwiegend Anwälte, Politologen, Volkswirtschaftler, Berufspolitiker u.ä. „unpraktische“ Berufe. Dieses Milieu in Staat, Medien und Politik beschließt nun, wie mit bestimmten Fragen, die sie nicht beurteilen können, umgegangen wird. Damit nicht genug. Sie schaffen sich auch ihre eigenen „Kompetenz-Strukturen“ – Institute, Behörden, Fachgutachter usw. -, die mehr oder weniger Gefälligkeits“wissenschaft“ betreiben. Parallel dazu wird erheblicher moralischer und sonstiger Druck erzeugt, um Querulanten zu „isolieren“. Ein gutes Beispiel dafür ist das Umweltbundesamt (UBA).

Nun ist dieses absurde Theater nichts Neues oder Seltenes im Kapitalismus. Verstörend ist nur, dass die Linke nicht nur als Publikum dazu applaudiert, sondern oft genug selbst mit auf der Bühne steht.

Abschließend wollen wir uns noch der – zentralen – Frage zuwenden, warum die Linke sich dem Klimaalarmismus und der Energiewende-Politik verschrieben hat und was das mit Anti-Kapitalismus oder Marxismus zu tun hat.

Linke Lager

Die Linke (damit ist hier mehr gemeint als nur die „radikale“ Linke) teilt sich in der Klima-Frage (wie auch in der Frage der Energiewende) in zwei Milieus. Das eine übernimmt fast völlig unkritisch die Positionen der Politik, der Medien und der „grünen“ Szene. Wenn man etwa linke Internet-Portale, z.B. „Scharf links“, anschaut, stellt man fest, dass es dort bei Umwelt-Themen fast ausschließlich Statements von „grünen“ Organisationen wie Greenpeace gibt. Jeder noch so bescheidene Ansatz kritischer Distanz fehlt.

Bei anderen „radikal“-linken Gruppen ist es im Grunde ähnlich, nur wird hier die grüne Soße noch mit etwas rotem Chili, sprich sozialistischen Phrasen, gewürzt. Beim Klima äußert sich das meist so, dass – zu recht – festgestellt wird, dass die „Klimagipfel“ nichts bringen und die Regierungen und Konzerne eine energischere Klima- und Umweltpolitik verhindern (was sicher auch oft stimmt). Schließlich wird dann noch verkündet, dass nur die Revolution und der Sozialismus die Welt vor dem Klima-Kollaps retten können.

In der Frage der Energiewende ist die Kritik hingegen stärker ausgeprägt – schon deshalb, weil im Unterschied zum Klima, wo aktuell überhaupt kaum oder gar nicht bedrohliche Veränderungen spürbar sind, diese auf dem Energiesektor umso realer und dramatischer sind. Nicht nur die – v.a. von den Massen zu tragenden – Strompreiserhöhungen, sondern auch ökologische Probleme durch Windräder oder Biogas-Anlagen und die offenkundig ausbleibenden „Positiv-Effekte“ (CO2-Einsparung, Ressourcenschonung) sind Anlass für Kritik. Doch dabei werden v.a. Staat und Konzerne dafür kritisiert, dass sie die Energiewende nicht stärker vorantreiben. Nicht kritisiert wird aber der eigentliche Inhalt der Energiewende: die Implantierung der „erneuerbaren Energien“, v.a.  aus Wind und Sonne. Die sich objektiv daraus ergebenden – heute und in naher Zukunft praktisch unlösbaren – technischen Probleme (z.B. Stromspeicherung) werden jedoch nicht gesehen und in ihrer Dimension nicht erfasst. Damit unterstützt die Linke objektiv die Unterminierung und Zerstörung der zuverlässigen und relativ billigen Energieversorgung der Gesellschaft – v.a. auch für die Zukunft.

Die Linke – die sich oft als „marxistisch“ oder wenigstens „materialistisch“ verortet, wird ihrer  Selbsteinschätzung hier allerdings nicht gerecht. Sie müsste dazu nämlich zuerst die sozialen (Klassen)kräfte analysieren, die hinter dem Klima- und Energiewende-Hype stehen und Vorteile  davon haben. Gerade das leistet die Linke aber überhaupt nicht. Wie die Treibhaus-Theorie und die Klimakatastrophistik entstanden bzw. von wem sie „salonfähig“ gemacht wurden, interessiert die Linke nicht. Dazu findet man nirgends eine Aussage, geschweige denn eine Analyse (Ausführungen dazu siehe: www.aufruhrgebiet.de, „IPCC und Klimapolitik: Mythos vs. Realität“). Schon deshalb ist die Linke hier von jedem Materialismus und Marxismus weit entfernt. Sie stützt ich auf eine unhinterfragte Ideologie – das nennt man Idealismus. Argumente von Wissenschaftlern und Technikern gegen den Klimakatastrophismus und den Energiewende-Wahn werden völlig ignoriert und als von „reaktionären Kreisen“ gesteuert diskreditiert. Das kann man als Realitätsverweigerung und Hang zu Verschwörungstheorien bezeichnen.

Diese bizarre Klima- und Energiewende-Affinität der Linken ist zudem noch damit verbunden, wirkliche Umweltprobleme meist nicht zu „bemerken“, allenfalls plappert man nach, was die „grüne“ Szene feststellt. Jede neue Umwelt-Skandal-Sau, die von den „Grünen“ durchs Dorf getrieben wird, kann sich des Beifalls der Linken sicher sein. Nicht nur die „grünen“ – kleinbürgerlichen – Positionen und Argumente werden von der Linken fast immer unkritisch nachgeäfft, auch deren Methoden werden übernommen. So unterstützt man die Anti-Castor-Proteste, obwohl diese – selbst wenn ein genereller Atom-Ausstieg richtig wäre – als Kampfmethode völlig unsinnig sind. Nicht bei allen, aber bei vielen Linken spielt die Arbeiterklasse als Subjekt von sozialen Prozessen wie bei den links-grünen Kleinbürgern keine Rolle. Auch daran wird deutlich, dass die Linke hier nichts anderes ist als der nützliche Idiot des linken (Klein)bürgertums, das wiederum selbst vom großen Kapital instrumentalisiert wird. Der linke Anti-Kapitalismus – wo vorhanden – ist nicht Ausgangspunkt der Politik, sondern höchstens deren Anhängsel.

Déjà-vu

Das alles ist jedoch nicht neu. Geschichte wiederholt sich nicht, es sei denn als Farce. In den 1970ern und 1980ern gab ein großer Teil der „radikalen“ Linken ihre (subjektiv) proletarisch-revolutionäre Perspektive auf und wandte sich konzeptionell den Grünen zu. Ein erheblicher Teil führte Entrismus in den Grünen durch und versuchte, mit einem Marsch durch die Institutionen und das Nach-links-schieben der Grünen, den Kapitalismus zu reformieren. Es ist hier nicht der Ort darzulegen, warum diese Konzeption falsch ist und wie es dazu überhaupt kommen konnte. Klar ist aber, dass diese Strategie zu nichts geführt hat, jedenfall zu nichts, was mit einer alternativen Gesellschaft und der Stärkung antikapitalistischer Kräfte zu tun hat. Der einzige Effekt war, dass die Linke wesentlich geschwächt und der „Reformismus“ (im weiteren Sinne) gestärkt wurde.

Ein „Argument“ (jedoch nicht der Grund), warum sich ein Großteil der radikalen Linken auf diesen „grünen“ Irrweg begab, waren die apokalyptischen Voraussagen von Kräften wie dem Club of Rome. Der nahende Kollaps der Zivilisation schien ein Argument zu sein, nicht mehr auf die Revolution „warten“ zu können und  stattdessen auf konkrete Reformen zur Rettung der Menschheit zu setzen. Die Prognosen des Club of Rome u.a. (links)bürgerlicher „Think tanks“ sind allesamt nicht eingetreten und waren hinsichtlich der Methode und der empirischen Basis für MarxistInnen eigentlich leicht als irrationaler Unfug zu entlarven. Doch die Linke war damals wie heute von der Marx´schen Methode meilenweit entfernt. So musste sie den Weltuntergangs-Katastrophisten geradezu auf den Leim gehen. Genauso wie damals führt auch heute der Mangel an Kritik, die fehlerhafte und idealistische Methode, der Mangel an dialektischem Verständnis dazu, dass die Linke die gleichen Fehler macht wie damals.

Anstatt eigene Analysen vorzunehmen und den vorhandenen Stand an wissenschaftlicher Erkenntnis und Diskussion zu berücksichtigen, adaptiert man lediglich bürgerliche Positionen. Anstatt auch auf dem Gebiet der Ökologie eine antikapitalistisch-revolutionäre, auf das Proletariat ausgerichtete Strategie zu erarbeiten, übernimmt man weitgehend links-bürgerliche Konzepte. So ist es kein Wunder, dass die radikale Linke nicht aus ihrer Marginalität heraus kommt, dass sie keine Alternative zum kleinbürgerlichen Ökologismus darstellt. Die ökologische Frage ist ein wesentlicher Antrieb für viele – und gerade junge – Menschen, sich sozial und politisch zu engagieren. Mit ihrer gegenwärtigen Politik hat die Linke keine Chance, dieses Milieu für eine  antikapitalistische Politik zu gewinnen. Ihre so oft praktizierte Methode, an das „grüne“ Milieu anzudocken, indem man deren Themen benutzt, um sie für sich zu gewinnen, kann mangels alternativer Politik natürlich nicht funktionieren – im Gegenteil: die Linke nähert sich immer mehr den „Grünen“ an.

Der Witz an der „grünen“ Ausrichtung der Linken besteht nun zusätzlich noch darin, dass sie zwar nicht müde wird, den klimatischen Weltuntergang in grellen Farben zu beschwören, diese Frage jedoch in ihrer politischen Praxis fast keine Rolle spielt. Weder theoretisch noch publizistisch, ganz zu schweigen von eigenständigen Initiativen, hat sie hier etwas auf die Waagschale des Klassenkampfes zu legen.

In den nächsten Jahren wird sich immer mehr in der Praxis erweisen, dass das Gezeter um den drohenden Klimakollaps nichts als heiße Luft ist und die Energiewende viele negative Folgen, jedoch keine positiven hat. In den Strudel der Enttäuschung und Desillusionierung wird dann auch die Linke gerissen werden: mitgehangen – mitgefangen. Sie hat es nicht anders verdient! Diese Erfahrung kann aber auch heilsam sein und die Einsicht befördern, dass eine Generalüberholung der radikalen Linken höchst notwendig ist.