Paul Pfundt
Die Anhänger der These von der menschengemachten Erwärmung sehen das CO2 als den entscheidenden Temperaturtreiber an. Sie lassen sich ihren Glauben daran auch nicht dadurch nehmen, dass Temperaturveränderungen in früheren Klimaperioden nicht durch eine Schwankung des CO2-Levels verursacht waren. Dieses war Folge und nicht Ursache von Temperaturveränderungen. Sie ignorieren auch die Tatsache, dass es selbst in den letzten 170 Jahren Erwärmung längere Perioden gab, in denen der atmosphärische CO2-Pegel stieg, die Temperatur jedoch fiel, wie von den 1940ern bis Ende der 1970er, also über drei Jahrzehnte (!) lang, oder stabil blieb wie von 2000-15. Demgegenüber haben die Kritiker des Klimakatastrophenhypes immer betont, dass – evtl. neben dem CO2 – auch andere, meist natürliche Faktoren die zentrale Rolle spielen.
Der MeteoSchweiz-Blog brachte 2024 einen Artikel zum Thema: Warum nimmt die Sonneneinstrahlung in Europa seit Mitte der 1980er-Jahre zu? Im Blogeintrag „Warum nimmt Sonnenstrahlung in Europa seit 1980 zu?“ wird anhand von Satellitendaten gezeigt, dass seit Mitte der 1980er Jahre die auf die Erdoberfläche einfallende Sonnenstrahlung in Europa zunimmt. Wir kam es dazu?
Zunahme der solaren Strahlung
Der Blog führt dazu aus: „Seit Mitte der 1980er Jahre wird in Europa ein positiver Trend, also eine zunehmende Globalstrahlung, festgestellt. Die Strahlung der Sonne außerhalb der Atmosphäre schwankt weniger stark als die Globalstrahlung an der Erdoberfläche und kann daher die beobachteten Trends nicht erklären. Deshalb muss die Erdatmosphäre dafür verantwortlich sein. Je durchlässiger die Atmosphäre ist, desto mehr Strahlung erreicht die Erdoberfläche und umgekehrt.
Die Durchlässigkeit der Atmosphäre über einem bestimmten Ort auf der Erdoberfläche steht in direktem Zusammenhang mit der Zusammensetzung der Atmosphäre darüber und der Gegenwart von Wolken. Feinste Partikel in der Atmosphäre, sogenannte Aerosole, oder auch Wolken reflektieren Solarstrahlung zurück ins All.“
Das zeigen die auf Satellitenmessdaten basierenden Solarstrahlungskarten der EUMETSAT Satellite Application Facility (CM SAF). Dazu wurde die Globalstrahlung jeweils mit und ohne Wolken bzw. mit einem Langzeit-Trend der Aerosole simuliert. Dadurch konnten Aerosol- und Wolkeneffekt separiert und ihre jeweiligen Beiträge zum Globalstrahlungstrends berechnet werden.
In den folgenden Grafiken wird die relative Änderung der Globalstrahlung infolge des (links) Aerosol- und (rechts) Wolkeneffekts (in Prozent pro Dekade) für die Perioden 1983-2002 (oben) und 2001-2020 (unten) gezeigt. (Schilliger et al. (2024), ESS Open Archive)

Die Schweizer Forscher folgern: „Von 1983 bis 2002 erlebte Europa eine Zunahme der Globalstrahlung, vor allem aufgrund von verminderten atmosphärischen Aerosolenkonzentration(en), da anthropogene Emissionen reguliert wurden. Für den Zeitraum von 2001 bis 2020 erwies sich die Abnahme der Wolken als Haupttreiber für die anhaltende Zunahme der Globalstrahlung. Diese Ergebnisse legen nahe, dass Veränderungen in der Luftverschmutzung und in den atmosphärischen Bedingungen erhebliche Auswirkungen auf die solare Strahlung haben“.
Aerosol- und Wolkeneffekte
Dazu heißt es im Blog: „Die Aerosolkonzentration in der Luft wird hauptsächlich durch menschliche Emissionen beeinflusst, insbesondere durch Schwefel und Ruß. In den 1980er und 1990er Jahren fanden bedeutende Anstrengungen zur Reduzierung des vom Menschen verursachten Aerosolausstoßes statt. Die Analyse wurde daher in zwei Phasen unterteilt, wobei die erste Phase repräsentativ für den Rückgang von Aerosolpartikeln ist und die zweite Phase für stabilere Konzentrationen steht.
Obwohl die Zunahme der Globalstrahlung in beiden Phasen ähnlich stark ist, sehen wir große Unterschiede in Bezug auf den Einfluss von Aerosolen und Wolken. In der folgenden Grafik sieht man, dass in den 1980er und 1990er Jahren der Aerosoleffekt dominant war – die Zunahme der Globalstrahlung also primär auf den Rückgang der Aerosolkonzentrationen zurückzuführen ist. In diesem Zeitraum nahm die Wolkenbedeckung eher zu, was dem Aerosoleffekt leicht entgegenwirkte. Dieses Resultat geht einher mit den bereits genannten Maßnahmen zur Regulierung der Aerosolemissionen und dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1991, wo viele stark emittierende Industriebetriebe eingestellt wurden. An den besonders starken Aerosoleffekten in Osteuropa ist dies deutlich zu erkennen.
Nach der Jahrtausendwende veränderte sich das Bild. Ein Aerosoleffekt ist in dieser Phase kaum noch erkennbar. Die Emissionsregulierung hat Wirkung gezeigt. Die Aerosolkonzentrationen sind seither relativ konstant geblieben. Der Wolkeneffekt ist hauptverantwortlich für die immer noch positiven Globalstrahlungstrends in den letzten 20 Jahren. Dies bedeutet, dass entweder eine Abnahme der Wolkenbedeckung oder der Wolkendicke zur Zunahme der Globalstrahlung in der zweiten Phase geführt hat.“
Die Daten verweisen auch auf zwei weitere wichtige Aspekte. Erstens zeigen sie, dass der Mensch durchaus einen gewissen, aber begrenzten Einfluss auf das Klimageschehen hat. Fast alle menschlichen Maßnahmen (Entwaldung, Entwässerung, Urbanisierung, Freisetzung fossiler Energie) bewirken eine Erwärmung der Atmosphäre. Nur die Aerosolemissionen bewirken eine Abkühlung. Doch mit dem CO2 hat all das nichts zu tun. Zum zweiten zeigen die Veränderungen bei den Aerosolwerten, dass selbst im Kapitalismus bestimmte Umweltschutzmaßnahmen nicht nur möglich sind, sondern auch erfolgen. Die Behauptung vieler Linker, dass der Kapitalismus unweigerlich die Umwelt (und das Klima) im globalen Maßstab zerstören wird, muss damit zumindest relativiert werden. Warum sollte das Kapital seine eigene Existenzgrundlage zerstören?! Viel eher wird es die Herausforderung annehmen und dazu nutzen, sich mit der “Umweltreparatur“ eine neue Profitquelle zu erschließen – und genau das passiert seit Jahrzehnten. Sicher: Den Kapitalismus zu überwinden, um Umweltzerstörungen zu vermeiden, anstatt sie im Nachhinein zu minimieren, wäre fraglos der bessere (und effizientere) Weg, doch daraus folgt nicht zwingend, dass der Kapitalismus nur zerstörerisch wirkt. Er entwickelt zugleich auch die Mittel der Lösung des Problems – freilich nur im engen Rahmen seiner Produktionsweise.
Sonne und Atmosphäre
Die Forschungsergebnisse aus der Schweiz sind ein weiterer Beleg dafür, dass neben dem – oder sogar anstatt des – CO2 noch andere Faktoren für die Temperaturentwicklung eine Rolle spielen. Die Ergebnisse zur Veränderung der Aerosolkonzentration und der Bewölkung ergänzen sich dabei auch mit dem Svensmark-Effekt, der die Veränderungen in der Wolkenbildung durch die Änderung der stellaren Partikelströme infolge von solaren Schwankungen erfasst. Es ist zwar richtig, wenn die „Alarmisten“ darauf verweisen, dass die Schwankungen der Sonnenaktivität an sich zu gering sind, um die aktuelle Erwärmung erklären zu können, doch sie ignorieren – und das ist nicht zu scharf formuliert – die Veränderungen in der Atmosphäre, die stark beeinflussen, wie viel Sonnenlicht die untere Atmosphäre bzw. die Erdoberfläche erreicht.
Auch die Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zur Sonnenscheindauer (Sonnenstunden) für Deutschland zeigen einen klare Zunahme ab Ende der 1980er:

Diese Fakten erschüttern zweifellos den Klima-Alarmismus, der nur auf die Minimierung von CO2 abzielt und die „Begründung“ liefert, um Abertausende Milliarden für die Energiewende zum Fenster raus – und „grünen“ Investoren in den Rachen zu werfen. Hier gehen die Zunahme des Irrationalismus im Spätimperialismus und der Zwang, durch staatliche Intervention (künstliche Entwertung von Alt-Kapital) neue Investitionsmöglichkeiten zu schaffen, Hand in Hand. Leider trifft der Vorwurf „schlechter Wissenschaft“ auch die Linke, denn auch sie weigert sich, den Stand bzw. das gesamte Meinungsspektrum der Wissenschaft zur Kenntnis zu nehmen und die „offizielle“ Klimapropaganda zu hinterfragen. Viele „Linke“ bekämpfen nicht Kapital und Staat, sondern ein Molekül. Kein Wunder, dass die Linke keine starke Kraft mehr ist, sondern nur noch ein Spurenelement