Die Woken am Werk

Vorwort: Wir veröffentlichen hier den „Offenen Brief“ des Dichters und Liedermachers Hans-Eckardt Wenzel an den Vorstand des soziokulturellen Zentrums Werk II in Leipzig. Die darin angesprochenen Probleme sind symptomatisch für die fatalen Veränderungen in Kultur, Medien, Politik und in der öffentlichen Debatte in Deutschland. Wir teilen die Sichtweise Wenzels. Die Redaktion

„Offener Brief

an die Mitarbeitersterncheninnen aus dem Werk II in Leipzig

Nach meinem letzten Konzert bei Euch habt Ihr beschlossen, einen weiteren Auftritt von mir zu untersagen. Im Klartext: ein Auftrittsverbot, weil (ich zitiere aus Eurem Schreiben) die getroffenen Aussagen und vermeintlichen Scherze unserem (also Eurem) Selbstverständnis als Haus und soziokulturellen Zentrum konträr entgegenstehen und für uns (also für Euch) trotz allem Verständnis von Kunstfreiheit nicht akzeptabel sind. Und da haben wir es auch schon: Eure Absage wäre keine Zensur, noch widerspreche sie der Kunstfreiheit. Mit diesen Taschenspielertricks konnte ich schon in der DDR meine
Erfahrungen sammeln. Auch dort gab es keine offizielle Zensur, aber besorgte Bürger, die meine Auftritte zu verhindern wussten. Die Gründe, die Ihr für ein Verbot anführt, will ich kurz zitieren, in der von Euch gebrauchten Sprache.

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Der junge Marx

Eine Filmkritik

Hannes Hohn

Für MarxistInnen ist ein Film über Marx ein Muss. Dabei ensteht die Spannung schon, bevor man den Film sieht, denn man fragt sich natürlich, welche Sicht auf Marx dort präsentiert wird. Gerade als Ostdeutscher hat man noch die diversen DDR-Filme über die Großen der Arbeiterbewegung vor Augen, die meist mehr oder weniger unfreiwillig komisch wirkten und die Geschichte und ihre Akteure immer so darstellten, dass sie ins ideologische Raster des Stalinismus passten. In schlechter Erinnerung ist mir z.B. noch das Epos „Thälmann – Sohn seiner Eltern“ – Pardon: „ … seiner Klasse“. Doch um es gleich vorweg zu sagen: „Der junge Marx“ von Regisseur Raoul Peck hat mich nicht enttäuscht – im Gegenteil. „Der junge Marx“ weiterlesen