Lenin als Utopist

Willy Huhn

Vorbemerkung: Wir stellen hier einen weiteren Text von Willy Huhn (1919-70) aus dem Jahr 1948 vor, der unsere Serie über den „vergessenen“ Theoretiker abschließt. Darin zeigt Huhn einige methodische Wurzeln des Leninschen Substitutionalismus, der Unterordnung der Klasse unter die Partei (und den mit ihr verbundenen Staat) auf, der letztlich zum Stalinismus führte. Er verweist damit auch auf die konzeptionellen Differenzen in der Parteifrage zwischen Marx und Lenin. Die Redaktion

Das wichtigste Merkmal des utopischen Sozialismus besteht in dem Aberglauben an die Macht der Wissenschaft. Ein rationales System soll die gesellschaftliche Welt so entscheidend verändern, dass etwas ethisch Besseres und sozial Vernünftiges bewirkt wird. Die praktische Konsequenz aus dieser Überzeugung besteht darin, dass die Gelehrten das Schicksal des Menschengeschlechts selbst in die Hände oder vielmehr auf die Köpfe nehmen müssen.

So stehen an der Spitze des Staates bei den ersten Utopisten der abendländischen Geschichte, Platon, die Philosophen und die Insel „Utopia“ des Thomas Morus wird von einer „Gelehrtenklasse“ regiert. Wird nicht in unserer Zeit ein ähnlicher Anspruch von den Intellektuellen erhoben – einst von der juristischen Intelligenz (Engels hat sich einmal ausführlich mit diesem „Juristensozialismus“ auseinandergesetzt), jetzt von der technischen oder gar von der ökonomischen (Technokratie und Bürokratie)? Die Utopisten suchen nach einer „sozialen Wissenschaft“, um mit ihrer Hilfe neue soziale Bedingungen zu schaffen. Diese Aktion geht von ihrer intellektuellen Initiative aus, beruht auf der Einsicht und Tatkraft der Intelligenz, während sie „auf der Seite des Proletariats keine geschichtliche Selbsttätigkeit, keine ihm eigentümliche politisch Bewegung erblicken“, wie es im „Kommunistischen Manifest“ heißt.

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Trotzki – der gescheiterte Stalin

Zur Theorie des „Arbeiterstaates“ in Russland

Willy Huhn

Vorbemerkung: Wir stellen hier einen weiteren Text von Willy Huhn (1919-70) aus dem Jahr 1952 vor. Huhn, der in der 68er-Linken bekannt wurde, ist Linken und MarxistInnen heute kaum noch ein Begriff. Seine Beiträge sind u.E. aber auch heute noch sehr lesenswert, weil sie nicht nur von einem adäquaten Verständnis des Schaffens von Marx und Engels zeugen, sondern auch kritisch beleuchten, was die methodischen und positionellen Diffe-renzen zwischen diesen beiden Klassikern u.a. linken oder „marxistischen“ Strömungen und Ismen darstellen. Wir halten Huhns Beiträge – auch wenn wir nicht alle seine Ein-schätzungen teilen – für wichtig, um die Fehler und Begrenztheiten der aktuellen Linken zu verstehen und die langanhaltende grundsätzliche Krise der revolutionären Linken und der Arbeiterbewegung zu überwinden. Wir verweisen hier auch auf das Buch „Auf der Suche nach Rosas Erbe“ von Jochen Gester aus dem Verlag Die Buchmacherei, dem das Verdienst zukommt, Huhns Schaffen wieder aufgegriffen und popularisiert zu haben. Die Redaktion

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Karl Marx gegen den Stalinismus – Was Marx und Engels unter „Kommunismus“ verstanden

Willy Huhn (1950)

Vorbemerkung: Wir stellen hier einen Text von Willy Huhn (1919-70) vor. Huhn, der in der 68er Linken bekannt wurde, ist Linken und MarxistInnen heute kaum noch ein Begriff. Seine Beiträge sind u.E. aber auch heute noch sehr lesenswert, weil sie nicht nur von einer profunden Kenntnis und einem adäquaten Verständnis des Werkes von Marx und Engels zeugen, sondern auch kritisch beleuchten, was die methodischen und positionellen Differenzen zwischen den beiden Klassikern u.a. linken oder „marxistischen“ Strömungen und Ismen darstellen. Wir halten Huhns Beiträge für wichtig, um die Fehler und Begrenztheiten der aktuellen Linken zu verstehen und die langanhaltende grundsätzliche Krise der revolutionären Linken und der Arbeiterbewegung zu überwinden. Wir verweisen hier auch auf das Buch „Auf der Suche nach Rosas Erbe“ von Jochen Gester aus dem Verlag Die Buchmacherei, dem das Verdienst zukommt, Huhns Schaffen wieder aufgegriffen und popularisiert zu haben (ISBN 978-3-00-056463-5). Die Redaktion

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Thesen zum Bürgerkrieg in Spanien

Internationale Kommunisten Deutschlands (IKD), dt. Sektion der IV. Internationale, aus: Unser Wort, Januar 1938, Halbmonatsschrift der IKD

Vorwort der Redaktion: Wir dokumentieren den nachfolgenden Text, weil er eine gute Zusammenfassung und marxistische Bewertung der Ereignisse der Spanischen Revolution bietet. Zudem gibt er einen Einblick in die Debatten und Positionen innerhalb der Linken der damaligen Zeit und vermittelt zentrale Lehren zur revolutionären Strategie und Taktik für heute.

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Marx und die Genossenschaften

Hanns Graaf

Für viele MarxistInnen gilt als ausgemacht, dass Genossenschaften u.ä. Formen gemeinschaftlichen Wirtschaftens nur Inseln im Meer des Kapitalismus sein können und für den Klassenkampf und umso mehr für die Revolution höchstens von marginaler Bedeutung sind, ja dem Ziel der revolutionären Überwindung des Kapitalismus oft sogar entgegen stehen. Als Begründung dieser Positionen berufen sie sich v.a. darauf, dass ihr Altmeister Marx postuliert hätte, dass innerhalb des Kapitalismus keine alternative kommunistische Produktionsweise errichtet werden könne. Das ist zweifellos auch richtig. Doch was besagt das hinsichtlich der Genossenschaften? Und: was war die Position von Marx zur Genossenschaftsfrage? „Marx und die Genossenschaften“ weiterlesen

Archiv des Marxismus: Alexandra Kollontai – Was bedeutet die „Arbeiter-Opposition“? (1921)

Vorwort der Redaktion

Alexandra Kollontais Text „Was bedeutet die ‚Arbeiter-Opposition‘?“ von 1921 sehen wir als wichtigen Beitrag für das Verständnis der Oktoberrevolution, ihrer Probleme und ihrer letztlichen Degeneration zum Stalinismus und zum Staatskapitalismus an. Die „Arbeiteropposition“ (AO) um ihre wichtigste Protagonistin Alexandra Kollontai war bereits 1919 als innerparteiliche Opposition v.a. gegen die Einführung des „Kriegskommunismus“ entstanden. Auch wenn sie unserer Ansicht nach auch einige falsche Positionen vertrat, besteht ihr großes Verdienst darin, dass sie zuerst und am nachdrücklichsten für die Prinzipien einer echten Arbeiter-Räte-Demokratie eintrat und auf die Gefahr der Etablierung einer Herrschaft der Bürokratie hinwies. „Archiv des Marxismus: Alexandra Kollontai – Was bedeutet die „Arbeiter-Opposition“? (1921)“ weiterlesen