Hanns Graaf
Den Namen Döschner kennen ältere Ossis noch. Matthias Döschner spielte bei Dynamo Dresden ganz passabel Fußball und wurde dreimal DDR-Meister. Nun geistert ein Jürgen Döschner durch die Medien. Der liefert allerdings nichts Meisterliches ab, obwohl auch er auf grünem Gebiet rasend tätig ist. Unser Herr Döschner arbeitet in der ARD als „Energieexperte“. Als solcher plädiert er v.a. für den Umstieg auf „grüne“ Energien, auch wenn diese der Umwelt durchaus nicht so grün sind, wie immer behauptet.
Wenn jemand ein „Experte“ ist, dann ist Skepsis angebracht, v.a. wenn es um Umwelt, Energie und Klima geht. Wer sich dafür in Politik oder Medien zuständig fühlt (das Gefühl ist dabei entscheidend), hat mit ziemlicher Sicherheit dafür alles, was nötig ist – aber fast nie Sachverstand. Im Land der Dichter und Denker ist es nämlich üblich geworden, sich eher an die Dichtung als an die Wahrheit zu halten. Das fällt den Grünzeug-Experten ja auch leichter, als sich mit Physik oder Technik zu befassen. Schließlich hat man ja eine Ausbildung als Soziologe, Volkswirtschaftler, Jurist oder gern auch gar keinen Abschluss. So studierte z.B. die atompolitische Sprecherin der Grünen, Sylvia Kotting-Uhl, Germanistik, Anglistik, Kunstgeschichte und Psychologie. Damit ist sie geradezu prädestiniert, um über Kernspaltung, Radioaktivität und Energiesysteme mitzuentscheiden – soweit nicht gerade ein paar Pfaffen in einer Ethikkommission diese Aufgabe erledigen.
Doch zurück zu Döschners Jürgen. Experte in der ARD wird nicht jeder, da muss man, denken wir uns, viel praktische Erfahrung und Fachwissen mitbringen. Und siehe da, er hat an der TU Dortmund studiert – leider aber nur Journalistik und Geschichte, aber immerhin an einer TU.
Aufgefallen ist Döschner bisher v.a. damit, zu jeder grünen Idee recht blauäugig ja zu sagen und besonders lauthals jedes mediale Schwein, das durch die versaute Umwelt getrieben wird, anzufeuern. Das nennt sich heute investigativer Journalismus, was viel besser klingt als kritischer Journalismus und oft damit auch nicht viel zu tun hat. Anstatt Kritik und Recherche war für Döschner eher Glauben an das Gute im Grünen angesagt. Obwohl Döschner nicht Musik studiert hat, trompetete er immer kräftig für die Energiewende.
Nun aber hat sich Öko-Lautsprecher Döschner etwas im Ton vergriffen. Bezüglich des Dieselskandals geht es ja (wie immer bei Umweltthemen) nicht etwa um ein Problem, sondern um eine Katastrophe, die schnurstracks massenhaft zu Tod und Untergang führt. So war es eigentlich klar, dass auch Experte Döschner v.a. seiner Empörung über die Machenschaften der Autokonzerne Ausdruck verlieh. Das ist auch in Ordnung, insoweit die technischen Fakten dabei nicht unter die Räder kommen. Genau das ist aber meistens der Fall.
Mit einem Tweet (von engl. zwitschern) verbreiten meist Leute, die einen Vogel haben, irgendeinen Unfug. Döschner twitterte etwas von einer „Vergasung zehntausender Unschuldiger“ durch die Dieselabgase. Da es bei Energie und Klima anstatt um Fakten aber generell nur um Emotionen, Moralismus und Visionen geht, ist auch Döschners alarmistisches Übertreiben Normalität in der Weltrettungs-Szene. Sein total dämlicher Holocaust-Vergleich ist nur die Spitze des alarmistischen Eisbergs – und bekanntlich ist der Eisberg die Gefahr, nicht seine Spitze.
Solche „ausgewiesenen Experten“ wie Döschner sollten ihrem Ruf gerecht werden und aus den Medien ausgewiesen werden. Vielleicht wäre ein naturwissenschaftliches Zusatzstudium an einer TU angebracht – es könnte sogar aus den öffentlich rechtlichen Rundfunkgebühren finanziert werden. Auch ein ausführliches Bibelstudium könnte nicht schaden (sollte aber – Trennung von Kirche und Staat (!) – selbst finanziert werden), denn dort heißt es ja: „Du sollst nicht lügen!