Für Gundermann

Hanns Graaf

Haben nie gesehn einander
Hier im kleinen, engen Land.
Doch auf Preußens flachem Sander
War, was quer lag, gut bekannt.

Doppelposten, den du hieltest:
Jahre für den Tagebau,
Laute Nächte, als du spieltest,
Sangest uns dein Rot ins Grau.

Breite Träger an den Hosen,
Falls dein Herz wär abgerutscht.
Unbequem warn deine Posen.
Hättest heimlich gern geputscht.

Trugst im Koffer deine Dinge:
Noten, Stifte, ein paar Blatt,
Schlüssel, Pflaster, eine Schlinge –
Was man eben nötig hat.

Ach, was hast du ausgetragen
Konterbande unterm Schopf:
Eine Hoffnung, halb geschlagen,
Öffentlich versteckt im Kopf.

Hast geschürft ein Stück der Kruste,
Die uns überm Lande lag.
Wer nicht oben war, der wußte,
Wie das drückte jeden Tag.

Tagebaue, offne Wunden.
Umgewendet dieses Land.
Disteln hab ich uns gefunden,
Als Spalier am Grubenrand.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert