Ideologie statt Wissenschaft

Klimapolitik in der Schule

Hanns Graaf

Vorwort der Redaktion: Nachfolgend veröffentlichen wir einen Leserbrief an den Schulbuch-Verlag Cornelsen. Er zeigt beispielhaft, wie bereits SchülerInnen in der Klimafrage indoktriniert werden und ihnen ein einseitiges und unwissenschaftliches Bild der Realität vermittelt wird. Der Cornelsen-Verlag beantwortete die Zuschrift und stellte in Aussicht, die Kritik bei künftigen Buchveröffentlichungen zu berücksichtigen. Leider erhielten wir nicht die Erlaubnis, die Antwort zu veröffentlichen.

Sehr geehrte KollegInnen,

neulich geriet mir das „Fachwerk Biologie 7/8 für Berlin/ Brandenburg“ aus Ihrem Cornelsen Verlag mit einem Beitrag zur Klimafrage in die Hände.

Dass im Fach Biologie auch auf das Klima eingegangen wird, ist legitim (obwohl es in den Fächern Geografie oder Physik evtl. besser aufgehoben wäre). Bezeichnend ist aber, dass hier nicht etwa die grundsätzlichen Faktoren, die das Klima steuern (Sonne, astronomische Vorgänge, Wolken, Meere usw.) dargestellt werden. Die SchülerInnen erfahren darüber überhaupt nichts, sie werden nur mit einem „potentiellen Faktor“, dem Treibhauseffekt, konfrontiert. Es obliegt also dem Lehrer, auch den Rest der Problematik darzustellen, was aber zumindest die Frage aufwirft, warum dazu nichts im Lehrbuch steht. Die AutorInnen des Buches machen sich hier also einer Einseitigkeit der Darstellung schuldig, man könnte es auch Lügen durch Weglassen nennen.

Der Treibhauseffekt

Doch neben diesem methodischen Mangel ist auch die Erläuterung des Treibhauseffekts selbst unwissenschaftlich. Auf Seite 144 lesen wir: Das Glasdach eines Gewächshauses ist für Sonnenstrahlung durchlässig. Der Boden erwärmt sich dadurch und gibt Wärmestrahlung ab, die jedoch nicht durch das Glasdach nach außen tritt. Deshalb  steigt die Temperatur im Gewächshaus an. Bei der Erde sind es Gase, die wie das Glasdach wirken.

Die hier präsentierte Auffassung entspricht jener, die Ende des 19. Jahrhunderts von Svante Arrhenius formuliert wurde und im Prinzip noch heute Grundlage der Treibhaustheorie ist. Doch der Treibhaus- oder Glashauseffekt, beruht nicht darauf, dass Strahlung im Glashaus eingesperrt wird, sondern warme Luft, die durch die Glashülle nicht nach oben entweichen kann. Der Kühleffekt durch das Aufsteigen warmer Luft nach oben (Konvektion) wird also unterbunden. Bereits 1908 bewies das der US-amerikanische Physiker Robert Wood in einem Experiment, das seitdem mehrfach wiederholt und bestätigt wurde. Doch es braucht kein Fachwissen in Physik, um die thermischen Vorgänge in einem Treibhaus zu verstehen. Jeder Gärtner weiß, dass er nur die Luke im Dach seines Gewächshauses öffnen muss, um die warme Luft abzuleiten, was die Strahlungsgänge gar nicht beeinflusst. Noch deutlicher wird dieser Effekt bei einer Wellblechhütte. Dort kann Strahlung weder hinein- noch hinausgelangen und es wird trotzdem im Innern bei Sonnenschein sehr heiß. Das Lehrbuch vermittelt hier also wissenschaftlichen Unsinn. Selbst jene WissenschaftlerInnen, die der Treibhaustheorie bzw. einer drohenden Klimakatastrophe durch die Anreicherung von CO2 in der Atmosphäre anhängen, vertreten nicht (mehr) das, was die Fachleute vom Cornelsen-Verlag hier zum Glashauseffekt verbreiten

Das CO2

Auf die falsche Darstellung des Treibhauseffekts folgt auf Seite 145 erwartungsgemäß die Darstellung der Wirkung des CO2 auf das Klima. Auch hier zeichnet sich der Text zunächst dadurch aus, dass entscheidende Dinge nicht gesagt werden, z.B. die Tatsache, dass CO2 nur zu 0,04% in der Atmosphäre vorhanden ist, im wesentlichen natürlichen Quellen, v.a. den Meeren, entstammt und nur zu etwa 4% vom Menschen produziert wird – durch technische Verbrennungsprozesse, aber auch durch das Ausatmen. So entsteht der völlig falsche Eindruck, dass der Mensch der einzige oder Hauptfaktor in puncto CO2 wäre. Auch die sehr wichtige Frage des Sättigungsgrades der Atmosphäre mit CO2 und der Überlappung der Strahlungsbanden von Wasserdampf und CO2 werden nicht erwähnt, obwohl allein schon diese beiden Umstände es physikalisch unmöglich machen, dass immer mehr CO2 linear zu immer mehr Erwärmung führen kann. Die Darstellung im Cornelsen-Buche ist also auch insofern falsch und irreführend.

Es ist in der Wissenschaft unumstritten, dass wärmere Meere mehr CO2 ausgasen. Schon eine geringfügige Erwärmung der Meere führt also dazu, dass mehr CO2 in die Atmosphäre gelangt. Es gibt also einen Zusammenhang dergestalt, dass die Erwärmung (der Meere) zu mehr CO2 in der Luft führt (was allerdings nicht per se ausschließt, dass mehr CO2 auch zu mehr Erwärmung führen könnte). Auf jeden Fall wird den Schülern ein einseitiges, ja falsches Bild vermittelt.

Doch auch bezüglich der Klimamodelle verschweigen die Autoren wichtige Fakten: 1. dass das Klimageschehen einen stark nichtlinearen, chaotischen Charakter hat, der sich weitgehend der Voraussagbarkeit und Modellierbarkeit entzieht; 2. haben die Klimamodelle komplett darin versagt, die Klimaentwicklung (selbst der Vergangenheit) adäquat abzubilden. Das sagen nicht nur die vielen „klimakritischen“ Wissenschaftler, das stellt selbst der Weltklimarat IPCC, z.B. in seinem letzten Bericht AR 5 von 2013, fest.

In der folgenden Passage geht es um die Vorhersagbarkeit des Klimas durch Klimamodelle. Es heißt dort: „Wie sich in Zukunft der hohe Kohlenstoffdioxydanteil der Atmosphäre auf das weltweite Klima auswirken könnte, versuchen Wissenschaftler durch Computersimulationen einzuschätzen. Ihren Überlegungen zufolge kommt es in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer drastischen Klimaerwärmung.“ Immerhin wird diese Position im Konjunktiv dargestellt, was sich positiv von den üblichen Behauptungen abhebt, dass die Modelle etwa zu „95% sicher“ seien.

Anzeichen des Klimawandels

Dieser Frage widmet sich das Buch auf Seite 146. Dort wird uns mitgeteilt: „Neben der Häufung extremer Wetterereignisse gibt es noch weitere Anzeichen für den Klimawandel. Die Alpengletscher beispielsweise haben in nur 150 Jahren rund ein Drittel ihrer Fläche verloren, das arktische Eis schrumpft drastisch und der Meeresspiegel steigt um einige Millimeter pro Jahr. Extremtemperaturen im Sommer wie im Winter sind keine Seltenheit mehr.“

Diese Passage enthält mehrere Fehler und zeichnet ein völlig falsches Bild der Realität. Wie bereits erwähnt, gibt es keine Häufung von Extremwetterereignissen. Die Alpengletscher sind tatsächlich geschrumpft. Doch dieser Vorgang hat sich auch schon früher sehr oft ereignet, wie die zahlreichen Fossilfunde belegen. Die Vergletscherung der Alpen war bis Ende des 19. Jahrhunderts besonders stark, weil bis dahin die kalte Periode der „Kleinen Eiszeit“ anhielt. Diese Einordnung klimatischer Ereignisse in größere klimatische Zeiträume erfolgt hier nicht – eine ganz klar unwissenschaftliche Methode. Dasselbe trifft auf die Darstellung des Rückgangs des arktischen Eises zu.

Der Meeresspiegel steigt pro Jahr um 1-2 Millimeter, pro Jahrhundert also um 10-20 Zentimeter. Was der Text aber verschweigt, ist die Tatsache, dass der Meeresspiegel bereits seit Ende der letzten Eiszeit vor etwa 11.000 Jahren ansteigt. Gegenüber den letzten Jahrhunderten ist der Anstieg gleich geblieben, es gibt kein Erhöhung. Die Frage ist also nicht, ob es einen Anstieg gibt, sondern ob die Anstiegsrate zugenommen hat, was nicht der Fall ist.

Auch hinsichtlich der Extremtemperaturen stimmt die Aussage des Cornelsen-Lehrbuchs nicht. „Anormale“ Temperaturen gab es schon immer – ja sogar weit extremere als heute -, eine signifikante Häufung heute gibt es nicht. Das hat nicht nur das IPCC festgestellt, das zeigen auch die Daten etwa des Deutschen Wetterdienstes DWD, der sicher keine Einrichtung von „Klimakritikern“ ist. Allerdings muss man bei Temperaturdatensätzen immer beachten, dass die meisten Messstationen in urbanen Ballungsgebieten stehen, wo es um einige Grad wärmer ist als im Umland (Wärmeinseleffekt). Diese „Zusatzerwärmung“ wird i.d.R. nicht herausgerechnet, so dass die gemittelten Messwerte höher liegen als die realen Flächentemperaturen.

Ein Unterabschnitt des Klimakapitels stellt dann fest, dass sich die „Ökosysteme in der Falle“ befinden und das Artensterben zunimmt. Doch einige Zehntel Grad Erwärmung in knapp 200 Jahren stellen sicher kein grundsätzliches Problem für Flora und Fauna dar. Vielmehr liegt das (hier verschwiegene) Problem darin, dass die heutige kapitalistische Produktions- und Lebensweise, die auf möglichst viel Neuproduktion ausgerichtet ist und daher von der „Wegwerfmentalität“ profitiert, die Umwelt schädigt.

Auf Seite 147 wird dann der Komplex „Klima“ mit mehreren Zitaten und Grafiken, die zur Diskussion dienen sollen, abgeschlossen. Diese Anregung zum kritischen Nachdenken, Diskutieren und Infragestellen ist grundsätzlich lobenswert und unterscheidet sich durchaus positiv von den meist eindimensionalen, falschen und übertriebenen Darstellungen des Klimathemas in den Medien. Die hier auch angeführten kritischen oder ablehnenden Positionen zum hierzulande verbreiteten Klimaalarmismus dürften aber kaum etwas daran ändern, dass bei Schülern wie bei Lehrern die fehlerhafte Ansicht, dass der Klimawandel anthropogen bedingt und gefährlich ist, überwiegt. Dafür sorgen allein schon die falsche Darstellung des Treibhauseffekts oder auf Seite 147 die Gegenüberstellung von steigender Temperaturkurve und steigender CO2-Kurve, aus denen natürlich nicht hervorgeht, dass CO2 die Temperatur hochtreibt, die aber einen ursächlichen Zusammenhang suggeriert, der so nicht existiert bzw. erst bewiesen werden müsste, was bisher nicht der Fall war.

Fazit

Alles in allem macht der Klimateil des Biologiebuchs 7/8 des Cornelsen Verlags einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits ist der Stoff verständlich dargestellt und es gibt Anregungen zur Diskussion, andererseits trüben wissenschaftliche Fehler das Bild. Eine Darstellung der natürlichen Klimafaktoren erfolgt nicht. Die methodisch zentrale Einordnung des aktuellen Klimageschehens in die Klimageschichte fehlt bzw. ist mangelhaft. So wäre eine Darstellung des Holozäns entscheidend, nicht die Darstellung des Temperaturverlaufs der letzten 400.000 Jahre, die auf Seite 147 erfolgt. Jeglicher Hinweis darauf, dass die Klimageschichte insgesamt zeigt, dass CO2 keinen maßgeblichen Einfluss auf das Klimageschehen hat, fehlt.

Insofern ist das Buch als Unterrichtsmittel für das Klimathema m. E. ungeeignet. Es dient nicht der Erklärung der Welt, sondern der Verklärung einer pseudowissenschaftlichen, bestimmten politischen und kommerziellen Interessen dienenden Ideologie.

Ich wäre Ihnen sehr verbunden, eine schriftliche Antwort auf meine Hinweise zu erhalten. Mit Dank im Voraus
Hanns Graaf

2 Gedanken zu „Ideologie statt Wissenschaft“

  1. Danke, bin ganz Ihrer Meinung,sehr gute Analyse! Ich sehe das Problem da das letzten endes die Politik bestimmt was gelehrt werden soll. Ist doch das Ministerium für Bildung zuständig und nicht Wissenschaftler, bei der Auswahl und Formulierung von Schultexten. Weil sie die rechtliche Macht dazu haben. Und die sind gewählt und sind dann unanfechtbar. Früher war es die Kirche/ Kaiser, heute gewählte Politiker die dann wieder ihre Mitarbeiter auswählen, und das wird dann uns als Demokratie verkauft. Freundlichst Christian Loosli.

    1. Sie schreiben, dass Jene, die bestimmen, gewählt werden. Das stimmt nicht, denn in der bürgerlichen Demokratie werden nur die Parlamentarier und einige Spitzen des Staatsapparates gewählt – das Gros ist weder wähl- noch abwählbar. In unserem Fall kommt dazu, dass die Verlage Privatunternehmen sind, die sowieso weitgehend keiner demokratischen Kontrolle unterliegen. MfG

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