Dem neuesten Kapitalismus wird mit Vorliebe vorgeworfen, er sei eine Konsumgesellschaft. Dieser Vorwurf ist reaktionärer als jedes Lob; denn es ist ein verstecktes Lob, ein Lob unter der Maske des Tadels. Man schmäht den Imperialismus um der einzigen Eigenschaft willen, um deretwegen er mit Recht geschätzt wird: der Eigenschaft nämlich, dass er reich ist.
Jeder weiß oder fühlt doch, was für eine produktive Sache das ist: konsumieren. Das genussvolle Aneignen der stofflichen und geistigen Wirklichkeit ist die Bestätigung und tendenzielle Erweiterung aller menschlichen Vermögen. Wer – außer den Rhetoren des überlinken Elendskommunismus und der imperialistischen Propaganda – würde von einer Gans, die mit den Füßen an den Estrich geangelt steht, um gestopft zu werden, sagen, sie konsumiere?
Der Sozialismus strebt nach dem Ehrentitel einer Konsumgesellschaft; der Kommunismus wird eine sein. Im Spätkapitalismus wird aus den falschen Gründen und demzufolge auf die falsche Weise produziert und konsumiert. Statt mit den wesentlich humanen Kategorien Leistung und Konsum lebt der abendländische Mensch mit den Kategorien Ramsch und Reklame.
Peter Hacks