Paul Pfundt
Seit Monaten häufen sich Medienberichte, dass in Deutschland das Wasser immer knapper würde. Einige Regionen, z.B. Brandenburg, drohten zu versteppen, was v.a. für die Landwirtschaft ein großes Problem wäre. In einigen Orten könne die Trinkwasserversorgung nur noch gesichert werden, indem Wasser von woanders dorthin geleitet würde. Dass die Wasserknappheit in Deutschland zunimmt, ist durch viele Berichte und Studien belegt. Die Frage dabei ist, ob dieses Problem eher vorübergehender Natur ist, nachdem wir in den letzten Jahren mehrere sehr trockene Sommer hatten, oder ob sich ein langfristiger Trend bemerkbar macht? Eine andere Frage ist, ob der Klimawandel dafür verantwortlich ist.
Global gesehen gibt es tatsächlich vielerorts einen zunehmenden Mangel an Trinkwasser (Süßwasser). Ein wichtiger Faktor ist dabei die Zunahme der Bevölkerungszahl bzw. deren Ballung in bestimmten Regionen oder Städten. Infolge dessen nehmen auch Konflikte um den Zugriff auf das Wasser zu, z.B. in Palästina, wo Israel das Gros des Wassers beansprucht – zum Nachteil der Palästinenser in der Region. Die Wasserprobleme könnten allerdings gelöst werden, wenn die riesigen Ressourcen der Menschheit dafür verwendet und nicht z.B. für Rüstung und Kriege vergeudet würden. Durch bessere Wasseraufbereitung oder Meerwasserentsalzung könnte der Wassermangel behoben und sogar große Gebiete bewässert oder aufgeforstet werden. Wenn dies aber nicht geschieht, so hat das nicht mit dem Klima, sondern mit dem Kapitalismus zu tun.
Weniger Regen?
Wir konzentrieren uns hier auf Deutschland. Die folgende Grafik 1 des Deutschen Wetterdienstes (DWD) stellt mehrere Fakten dar: 1. haben die Niederschläge in Deutschland während der vergangenen Jahrzehnte nicht ab- sondern sogar leicht zugenommen. Die in dieser Zeit stattfindende Erwärmung hat also nicht zu mehr Trockenheit geführt. Das ist lt. Klimaphysik auch zu erwarten, denn warme Luft speichert mehr Feuchtigkeit als kalte. Anders gesagt: der Wasserkreislauf (Verdunstung – Bewölkung – Niederschlag) intensiviert sich. 2. gab es immer wieder Jahre und sogar mehrere Jahre hintereinander, die besonders feucht oder sehr trocken waren. Insofern ist es falsch, wie die Medien jede „außergewöhnliche“ Trockenheit oder Feuchtperiode als Zeichen einer Klimakatastrophe zu deuten. Bei all diesen „Extremereignissen“ handelt es sich um Wetter, nicht um Klima. Erst ein Trend von mindestens 30 Jahren kann (!) auf eine Veränderung des Klimas hindeuten. 3. zeigt sich, dass gerade während der Phase der stärksten Erwärmung ab Ende der 1970er bis ca. 2000 die Niederschlagsmenge zunahm.
Wie viel Wasser uns zur Verfügung steht, hängt von mehreren Faktoren ab, nicht nur vom Niederschlag. So erhalten wir viel Wasser über Flüsse, die nicht in Deutschland entspringen, deren Wasser wir aber hier nutzen. Der Wasserhaushalt hängt auch davon ab, wie viel Wasser wir verbrauchen. Seit 2015 ist Bevölkerungszahl in Deutschland um über zwei Millionen gestiegen, was zu einem erhöhten Verbrauch durch die Haushalte führt. Verbraucher sind aber auch Industrie und Landwirtschaft. Der Verbrauch hängt also auch von der Konjunktur und der Produktionstechnik ab. Ein weiterer Faktor ist die Aufbereitung von Brauchwasser in Kläranlagen. Es ist ohnehin falsch, von Wasserverbrauch zu sprechen, denn Wasser wird nicht an sich verbraucht, sondern genutzt, wonach es nicht verschwindet, sondern nur woanders „landet“.
Über 60% des Nutzwassers in Deutschland wird dem Grundwasser entnommen. Schauen wir uns den Wasserverbrauch in Deutschland anhand der Grafik 2 an:
Wir sehen, dass die Wasserentnahme („Verbrauch“) über Jahrzehnte stark gesunken ist, v.a. im Bereich der Industrie und der Energiewirtschaft. Ein Mehrverbrauch von Wasser liegt hier also nicht vor – im Gegenteil. Angesichts dessen müsste sich die Wassersituation eher entspannen, doch offenbar ist das Gegenteil der Fall.
Faktor Mensch
Besonders seit der Industrialisierung und der starken Bevölkerungszunahme ab Mitte des 19. Jahrhunderts greift der Mensch immer intensiver in die natürliche Umwelt ein. Flüsse werden begradigt, Feuchtflächen werden melioriert, Wiesen zugebaut usw. Diese Eingriffe haben auch Auswirkungen auf die Wassernutzung bzw. die Verfügbarkeit von Wasser.
Das meiste Wasser für die Versorgung der Haushalte wird aus Grundwasser gewonnen. Diese Versorgung ist mancherorts gefährdet. In den letzten Jahren gab es mehrere sehr heiße und trockene Sommer. Dadurch sank in den letzten Jahren vielerorts der Grundwasserspiegel. Die Medien sehen das als Zeichen des Klimawandels. Doch wie Grafik 1 darstellt, gab es solche Trockenphasen auch schon früher, z.B. von 1880-1910, also 30 Jahre lang. Hier zeigt sich wieder die ahistorische Methodik des Klimaalarmismus, der Einzelereignisse wie Trockenphasen aus dem historischen Kontext reißt und die Zyklik von Wetter und Klima missachtet – um so ein Katastrophenszenario zu konstruieren.
Eine Reihe von Maßnahmen führt dazu, dass das Wasseraufkommen, v.a. der Grundwasserspiegel, sich ändern. Dazu zählt v.a. die Landschaftsversiegelung durch den Bau von Gebäuden, Straßen, Parkplätzen oder Industrieflächen. Sie führen im Sommer zur mehr Austrocknung und bei Regen zu mehr Hochwasser. Durch die Kanalisation und die Versiegelung kann das Wasser nicht mehr versickern, es fließt ab und landet dann oft per Rohr und Kanal in den Flüssen und schließlich im Meer. Dieses Wasser fehlt dann in der Region, wo der Niederschlag fällt. Bei Starkregen kann der zugebaute und versiegelte Boden das Wasser nicht mehr aufnehmen, es fließt in Bäche, in Flüsse oder Senken ab und sorgt für Überschwemmungen. Die Austrocknung wiederum führt dazu, dass bestimmte Pflanzen- und Tierarten, z.B. Insekten, ihren Lebensraum verlieren. Immer wieder wird darauf verwiesen, dass der Klimawandel das Artensterben beschleunigen würde, doch das Naheliegende, die Austrocknung von immer mehr Gebieten und die Vernichtung natürlicher Lebensräume durch Maßnahmen des Menschen wird weit weniger thematisiert, obwohl das – und nicht Klimaveränderungen – die Hauptursache des Rückgangs bestimmter Arten ist.
Meist unbeachtet bleibt auch, dass die ca. 11 Mill. Hektar Ackerfläche, die über 1/3 der Landfläche Deutschlands umfasst, sich durch die Landwirtschaft extrem verändert hat. Durch Pflügen und die Bewirtschaftung mit schweren Maschinen sind die Ackerböden stark verdichtet. Ihre Wasseraufnahmefähigkeit nimmt rapide ab. Das Regenwasser fließt so überwiegend überirdisch ab und gelangt so viel schneller und massiver in Bäche und Flüsse, was Hochwasser fördert, das Wasser stärker aus der Region wegleitet und den Grundwasserspiegel absenkt. Die agrarische Bewirtschaftungstechnik des „konservierenden Landbaus“ und der „Direktsaat“, die dieses u.a. Probleme lösen können, sind in der Agrar- und Umweltpolitik Deutschlands (noch) ein Fremdwort. Hier zeigt sich der fatale Einfluss der Agrarkonzerne (Dünger, Landtechnik) und ihrer politischen Lobby, die der Produktivkraftentwicklung entgegenstehen (mehr dazu unter: https://www.youtube.com/watch?v=dam0XqjqM3M).
Die zunehmende Trockenlegung von Landschaften verändert auch das regionale Klima. Wenn weniger Oberflächenwasser verdunstet, entstehen weniger Wolken. Diese haben aber wie auch Nebel eine kühlende Wirkung. Fehlt die Verdunstung, fehlt es an kühlender Luft. Weniger Bewölkung bedeutet auch, dass die Sonne ungehinderter den Boden erreicht und die Zahl der Sonnenstunden zunimmt, was zu mehr Erwärmung führt. Die Wärmephasen der letzten Jahre gehen immer mit mehr Sonnenstunden einher. Von all dem ist in den auf Klimaalarmismus gebürsteten Medien bezeichnenderweise fast nie die Rede, es geht immer nur um CO2.
Wärmeinseleffekt
Abgesehen von der Wasserfrage verstärkt die Ausbreitung von urbanen Flächen (Wohngebiete, Industrieanlagen, Verkehrswege) auch den sog. Wärmeinseleffekt. Dieser besteht darin, dass 1. die Stoffe, die verbaut werden (Beton, Asphalt usw.), Wärme besser speichern als etwa eine Wiese. 2. vergrößern Gebäude die Land-Oberfläche (mehrgeschossige Häuserfronten), was die Aufheizung ebenfalls befördert. 3. emittieren urbane Gebiete mehr Abwärme (Heizung, Autoabgase), fügen so der Atmosphäre mehr Energie zu und erhitzen sie zusätzlich. Auch ein Solarpaneel heizt mit seiner schwarzen Oberfläche die Luft zusätzlich auf.
Diese Probleme spielen für die Klimapolitik noch in anderer Hinsicht eine wichtige Rolle. Wetterstationen, die in Wärmeinseln stehen, messen höhere Temperaturen als Stationen in ländlichen, unbebauten Gebieten. In die Klimamodelle und die Durchschnittstemperaturen gehen aber die Daten dieser Wärmeinsel-Stationen in höherem Maße ein, weil sich immer mehr Stationen in urbanem Umfeld befinden. Das führt dazu, dass sich auch die Werte für die Durchschnittstemperatur erhöhen. Wir müssen also davon ausgehen, dass die reale Erwärmung um einen bestimmten Betrag niedriger ist, als es die offiziellen Zahlen suggerieren. Das bestätigen auch die in dieser Hinsicht objektiveren Daten der Satelliten.
Alarmismus
Die Einsparung von CO2, das Hauptanliegen von Klimapolitik und Energiewende (EW), ändert an der negativen Entwicklung der Wassersituation gar nichts. Im Gegenteil: die Investitionen in immer mehr „erneuerbare“ Energietechniken verstärken die Bebauung natürlicher Landschaft (Windräder, Solarparks) sowie den Anbau monokultureller Energiepflanzen (Mais, Raps) und vergrößern zudem den Ressourcenverbrauch. Ein modernes Windrad mit ca. 5 MW (Nennleistung, die real eingespeiste Strommenge liegt aber nur bei ca. 1 MW) benötigt etwa 5-6.000 Tonnen Material (Beton, Stahl, Kupfer usw.). Zudem erzeugen Wind- und Solaranlagen riesige Mengen Sondermüll. Die „Erneuerbaren“ laufen aber nur etwa 20 Jahre, dann müssen sie um- oder abgebaut und entsorgt werden. Diese Fakten und Probleme werden von den Befürwortern der EW tunlichst verschwiegen.
Ein aktuelles Beispiel soll zeigen, wie die Propaganda bezüglich der Wasserknappheit aufgrund des Klimawandels funktioniert. Im Mai 2023 wurde in den Mainstreammedien berichtet, dass der Pegelstand des Gardasees so niedrig sei wie noch nie. Der Grüne EU-Abgeordnete Michael Bloss twitterte:
Bloss verwechselt hier die Pegelstände mit der Wassermenge. Natürlich hat sich die Wassermenge im Gardasee nicht halbiert, nur die Pegelhöhe. Dass mehrere Mainstreammedien diesen Unsinn unhinterfragt verbreitet haben, sagt eigentlich alles über deren Qualität. Was der alarmistische Grüne Bloss auch nicht auf dem Schirm hat, ist, dass in Norditalien selbst niemand besonders besorgt ist. Das liegt zum einen daran, dass der Gardasee als Alpenrandsee stark von den natürlichen Schwankungen der Zuflüsse abhängt. Zudem wird das Seewasser intensiv für die landwirtschaftliche Bewässerung genutzt. Schwankungen sind also normal und nur in hiesigen Qualitätsmedien eine Schlagzeile wert. Die folgende Grafik stellt die Pegelstände des Gardasees der letzten Jahre dar:
Selbst die FAZ schrieb zu der angeblichen Wasserknappheit in Italien: „Das Land verliert durch marode Leitungen mancherorts bis zu 70 Prozent seines Trinkwassers, im Landesdurchschnitt sind es 42 Prozent. Italien hat nicht zu wenig Wasser, es verschwendet zu viel. (…) Längst überfällige Investitionen in die Infrastruktur könnten Dürrefolgen abfedern helfen – und sie könnten Leben retten. Am Geld fehlt es nicht. Es kommt darauf an, wie man es ausgibt.”
Die Propaganda für den Klimaschutz und die EW erweist sich auch hinsichtlich der angeblichen oder realen Wasserknappheit in Deutschland als kompletter Mumpitz. Entweder es gibt sie gar nicht oder nur als temporäres Problem, oder aber sie ist durch verschiedene Maßnahmen des Menschen verursacht und nicht durch klimatische Veränderungen, sondern durch periodische Wetterlagen. Es geht nicht darum zu leugnen, dass es partielle Wasserknappheit durch zeitweilig mangelnden Regen und das tw. dadurch bedingte Sinken des Grundwasserspiegels gibt. Es geht den Alarmisten darum, von wichtigen natürlichen und anthropogenen Faktoren abzulenken, um das Dogma von der Klimakatastrophe zu bedienen.
Anstatt auf die zerstörerische Dynamik der kapitalistischen Produktionsweise, z.B. die ständige Zerstörung von Naturräumen hinzuweisen, wird ein Klimapopanz installiert. Das ist das Hauptübel der angeblich „grünen“ Klimapolitik und ihrer „linken“ Adepten. Die Klima- und Energiepolitik ist auch ein beängstigender Ausdruck des wachsenden Irrationalismus der bürgerlichen Gesellschaft. Wissenschaft, Medien und Politik werden immer offenkundiger von den bornierten Interessen bestimmter Kapitalfraktionen und politisch-staatlicher Bürokratien bestimmt – entgegen den Interessen der Mehrheit der Bevölkerung und den Erkenntnissen jener Teile der Wissenschaft, die sich noch an wissenschaftlichen Standards orientieren und sich nicht zu nützlichen (Fach)Idioten der Macht degradieren lassen.
Ein Himmel voller Striche (in oft genug kunstvoll impressionistischer Anordnung) gibt Auskunft.
Partialdruck bzw. Teildruck ist der Druck einer einzelnen Gasart in einem Gasgemisch. Dessen Gesamtdruck ergibt sich aus der Addition der Teildrücke der einzelnen Gasarten, welche im Gemisch enthalten sind. Der atmosphärische Luftdruck ergibt sich so nun aus Addition der Teildrücke aller Luftbestandteile; hauptsächlich sind dies Stickstoff, Sauerstoff und Wasserdampf. Wird der Wasserdampf (Wasser in Gasform) rausgenommen aus dem Gasgemisch namens Luft, sinkt der Luftdruck entsprechend des Teildrucks des der Luft nun fehlenden Wasserdampfes. (Rausnehmen geschieht, indem der Wasserdampf dazu gebracht wird, sich an feinste Rußteilchen zu binden und sich auf diese Weise zu kleinsten Wassertröpfchen zurückzubilden, sprich: „auszukondensieren“ — der völlig durchsichtige Wasserdampf gewinnt auf diesem Wege nebelartiges Aussehen, wodurch jene kunstvollen Strichzeichnungen am Himmel entstehen.)
Es ist der Luftdruck sodann entsprechend des Partialdrucks des auskondensierten Wasserdampfes gesunken. Und die Luft kann nun wieder neu Wasserdampf aufnehmen, sprich: am Erdboden verdunstendes Wasser. Der Erdboden wird ausgetrocknet.