Das Methusalem-Problem

Hanns Graaf

Mit dem Beginn der Agenda-Reformen durch die rot/grüne Schröder-Regierung sank für erhebliche Teile der Lohnabhängigen das Lebensniveau. Mit der Krise von 2008 steigerte sich zudem enorm die Verschuldung von Staat und Kommunen. Beides führt dazu, dass uns immer neue „Begründungen“ dafür vorgelegt werden, warum es soziale Probleme gibt – und warum diese nicht am Kapitalismus als System liegen, sondern andere Ursachen haben. „Das Methusalem-Problem“ weiterlesen

Heimatkunde

Hanns Graaf

Reiches Land mit armen Hunden.
Noch gilt lockrer Leinenzwang.
Martinshörner jauln seit Stunden.
Aus den Stadien dröhnt Gesang.

Schuss um Schuss zerreißt die Netze.
Und das Spiel fängt grad erst an.
Regen strömt auf alle Plätze.
Eine Sturmfront zieht heran.

Die Kurse falln. Tiefrot die Zahlen.
Unterm Rad quietscht eine Maus.
Durch das Glas der Bankzentralen
Stürzt zuweilen einer raus.

Vor dem Leihhaus eine Schlange.
Noch gibt man sich unbeschwert.
Doch so langsam wird uns bange!
Vorm Reformhaus kotzt ein Pferd.

Hiob schreibt die halbe Zeitung.
Lautlos tickt die Schuldenuhr.
Etwas ist in Vorbereitung.
Acht Minister fahrn zur Kur.

Flammen züngeln hoch aus Tonnen,
Wo der erste Streik begann.
Aus der Ferne Marschkolonnen.
Irgendetwas bahnt sich an.

Losungsweiß prangt an Fassaden.
Durch den Bannkreis schlägt die Wut.
In der Stadt blühn Barrikaden,
An den Rändern steigt die Flut.

SAV und IPCC

Hanns Graaf

Auf der Homepage der Sozialistischen Alternative Voran (SAV) steht der Artikel „Die Zeit wird knapp“ vom 6. Mai 2014. Darin behandeln die Autoren Pascal Backes und Christian Walter u.a. den jüngsten Bericht des IPCC (AR 5). Wir beschäftigen uns mit diesem Artikel nicht, weil dieser eine besondere Qualität hätte, sondern weil er durchaus typisch für viele linke Beiträge zum Klima ist. „SAV und IPCC“ weiterlesen

Laudatio des Tages vom 2.8.2016

HaHo

Heute sollen zwei Helden der Technikentwicklung gewürdigt werden: Bertrand Piccard und André Borschberg. Sie haben mit ihrem Solarflugzeug „Solar Impulse“ die Welt umrundet.

Die Fakten sind wirklich beeindruckend. Die Flugzeit betrug etwa ein Jahr, die Reisegeschwindigkeit liegt bei 70 km/h. Das beweist, dass Hektik beim Fliegen unnötig ist. Sollte die Erfahrung mit „Solar Impulse“ Schule machen, werden wir bald wieder gemütlich mit der Pferdekutsche unterwegs sein. Mit ihrem Flug haben Piccard und Borschberg auch mit dem Irrtum aufgeräumt, beim Fliegen ginge es um die Geschwindigkeit. Nein, es geht um die Flughöhe, in dem Punkt konnte die „Solar Impulse“ mit modernen Maschinen nämlich ungefähr mithalten.

Auch die Werbung für die Solartechnik fiel überzeugend aus. Das mit Solarmodulen zugepflasterte Fluggerät war sogar in der Lage, einen (!) Piloten zu transportieren – ohne Handgepäck. Das erübrigt die lästige Gepäckkontrolle und spart mindestens zehn Minuten Zeit, bevor man seinen einjährigen Flug antritt. Der Wirkungsgrad der Solarzellen beträgt 22,5%. Piccard hat damit überzeugend bewiesen, welche Leistungsreserven die Solartechnik, deren Wirkungsgrad aktuell bei etwa 15% liegt, noch hat. Wenn wir noch hundert Jahre warten und etwa 23.932.000.000 Euro investiert haben, wird der Wirkungsgrad dann bestimmt bei 24% liegen.

Geradezu atemberaubend ist die Wirtschaftlichkeit. Nur 177 Millionen Euro kostete es, einen einzelnen Menschen einmal um die Erde zu schicken. Angesichts der vielleicht 1.000 Euro, die so eine Aktion mit einem normalen Flugzeug kostet, entsteht natürlich eine ganz neue „Wertigkeit“ des Fliegens. Weg mit der Gleichmacherei, dass sich fast Jeder einen Flug leisten kann!

Besonders wollen wir auch den Mut von Piccard und Borschberg loben. Sie hatten beim Flug bestimmt die Hosen voll – nicht vor Angst, sondern weil an Bord kein Klo war. Man kann schließlich nicht alles haben.

Eine wichtige Erfahrung mit „Solar Impulse“ war auch, dass die Verbesserung der Welt – für die sich Piccard engagiert – v.a. darin besteht, Probleme zu lösen, die gar nicht bestehen. Na, wenn das nichts ist!

Die Erdumrundung der „Solar Impulse“ war nicht nur ein Flug, sondern ein großer Schritt für die Menschheit – ein großer Schritt zurück in die Zeit vor hundert Jahren, als das Fliegen begann. Dank Piccard haben wir also gelernt, dass es eine Zeitmaschine wirklich gibt. Er hat endlich bewiesen, dass ein „normales“ Flugwesen auf Solarbasis nicht funktioniert. Obwohl wir das schon vorher wussten, war das die Investition von 177 Millionen auf jeden Fall wert. Andere verbauen sogar Milliarden für einen Flughafen, der nie fertig wird. Demgegenüber ist Piccard das reinste Spar-Genie.

Der Erfolg von „Solar Impulse“ wird sicher auch viele andere Erfinder motivieren, Dinge zu konstruieren, die niemand braucht. Hier ein paar Vorschläge: eine Brille mit drei Gläsern, den  Rettungsring für Fahrräder oder den antriebslosen Föhn für Glatzenträger (CO2-neutral).

Immerhin: Taugt das Solar-Monstrum auch nicht für den Flugverkehr, so wenigstens für Schlagzeilen in Zeitungen, mit denen man sich den A… abwischen kann.

Fundstück VI

Wir haben uns einen Menschentypus zurechtgezimmert – je nach Epoche einen anderen – und klammern uns so sehr daran, dass wir alles, was ihm nicht gleicht, als krank oder monströs erachten.

Ist nicht einer der Gründe für unsere eigenen Qualen die Entdeckung, die wir früher oder später machen, dass auch wir ihm nicht gleichen?

George Simenon, Der verlorene Sohn

Berlin. Reichstag

Hanns Graaf

Auferstandene
Ruine: Deutschlands alter
Geierkäfig.

Fledderer, die
Zogs gen Osten, als der
Abtrieb in den
Westen.

Glasgewölbe überm
Hohen Hause, dem
Palaver.

Volksvertreter:
Voll versorgt und ganz
Verkuppelt.

Ach,
In wilhelminischen
Mansarden
Wurmfortsatz von
Kommunarden!

Nirgendwo ein
Liebknecht, nur

Lakaien.

Nazis gegen Nazis

1934: Der Röhm-Putsch

Hannes Hohn

Reichlich ein Jahr nach der Machtergreifung der deutschen Faschisten, am 30. Juni 1934, sorgte ein Ereignis für Schlagzeilen: der „Röhm-Putsch“. Es handelte sich dabei aber nicht um einen Putsch von SA-Führer Ernst Röhm gegen Hitler, sondern um einen Schlag, eine Säuberung Hitlers gegen Röhm und die SA-Führung. „Nazis gegen Nazis“ weiterlesen

Die Internationale

Hannes Hohn

„Die Internationale“ ist wohl immer noch das bekannteste Lied der Welt, obwohl es natürlich in Hitparaden und auch in den meisten Liederbüchern nicht auftaucht. Trotzdem ist das „rote“ Lied ein echter Evergreen, der inzwischen schon fast anderthalb Jahrhunderte alt ist. „Die Internationale“ weiterlesen