Schwarze Verse

Hanns Graaf

Schwarz klebt die Erde uns unter den Nägeln,
Wenn wir den Wurzeln nachgraben.
Schwarzarbeit leistet mein Schädel: Geschichte,
Gesiebt aus dem Zeitengerölle.

Inschriften. Namen. Der Lebenden Orte
Noch von den Toten gezeichnet.
Schwarz, aus geronnenem Blut, all die Grenzen
Auf knallbunten Schulatlasseiten.

Rauchfahnen wehn, eure rußschwarzen Haare.
Treblinkas Roma-Mädchen.
Hakige Kreuze, ein zackiges Signum
Verblasst auf verblichnem Transportschein.

Schwarz, abgefroren im Dauerfrostboden
In wieviel Gulags wieviel Füße?
Ausgebrannt starren die Höhlen der Pfeifen
Im Stalinmuseum wie Augen.

Feurige Fahne, angeschwärzt, lohend
An Trotzkis gepanzertem Zuge.
Stickiger Qualm über rostigen Gleisen
Der Staatsbahn von nassmorschen Scheitern.

Schwarz, hart und januarkalt bohrt, oh Rosa,
Die Mündung sich in deine Schläfe.
Landwehrkanal, liegst verschollen im Lande.
DER WALD STEHT SCHWARZ UND SCHWEIGET.

Bleichester Bruder Vergessen: Uns schneit doch
Das Gestern als Schnee noch ins Morgen.
Schwarz meine Verse wie Stacheldrahtdrähte
Ins Weiß den Papieren geschlagen.