Windige Argumente

Hannah Behrendt

Der von der neuen Ampel-Regierung anvisierte Kohleausstieg bis 2030, die Ausweitung der E-Mobilität, die Nutzung von Wasserstoff u.a. Maßnahmen sollen dadurch ermöglicht werden, dass die Erneuerbaren Energien (EE) massiv ausgebaut werden. Das erscheint umso nötiger, als neben dem Kohleausstieg bis Ende 2022 auch auf die Kernenergie verzichtet wird. Während also mit Kohle und Kernenergie Kapazitäten, die derzeit ca. 40% des Stroms erzeugen, verschwinden sollen, steigt zugleich der Strombedarf durch die Dekarbonisierung, die E-Mobilität usw. rapide an. Die Stromversorgung steht somit nicht nur vor dem Problem der Unsicherheit der EE durch die natürlichen Schwankungen (Windflaute und Dunkelheit), sondern nun auch noch vor der Frage des drohenden Strommangels, die so bisher nicht stand, da noch genug zuverlässige Erzeuger am Netz waren. Allein die Abschaltung von 3 der letzten 6 Kernkraftwerke im Januar 2022 bedeutet, dass ca. 6-7% der Gesamterzeugerkapazitäten verloren gehen.

Klar ist für die Ampel-Regierung, dass die Fortführung des Energiewende (EW) v.a. durch den Ausbau der Windenergie erfolgen muss, da es für keine andere Form der EE ein entsprechendes Ausbaupotential gibt. Seit Jahrzehnten werden von der „grünen Szene“ und den Windlobbyisten bezüglich der Windenergie Behauptungen aufgestellt, um die angeblichen Vorzüge der Windenergie darzustellen. Wir wollen im Folgenden zeigen, warum diese Argumente falsch sind.

Behauptung: Windkraft wird immer billiger.

Widerlegung: Einige Beispiele: Die Windstromanlage Enercon E-101 mit einem 3 MW-Generator kostet über 5,2 Mio. Euro, die E-115 mit 2,5 MW-Generator kostet sogar 5,7 Mio. Euro (Preise von 2019). Das ist etwa dieselbe Relation zwischen Kosten und Leistung wie schon vor 10 oder 20 Jahren. Die Verbilligung von Windrädern in der Anfangsphase (bis ca. 2000) war durch die Umstellung auf größere Stückzahlen bedingt. Dieser Großserien-Effekt ist jedoch vorbei und nicht wiederholbar. Die etwas verbesserte Technik ist nur ein Faktor, andere Kosten (Planung, Löhne, Kosten für den Baugrund, Transport, Aufbau, Wartung usw.) steigen sogar.

Offshore-Strom ist besonders teuer. Mit einer Investition von 4 Mill. Euro kann man etwa 3 Mill. Kilowattstunden pro Jahr erzeugen. Wird für Kapital- und Wartungskosten mit 10% der Investitionen kalkuliert, kostet Offshore-Strom 13,3 Cent/Kilowattstunde. Wird der Windstrom zur Elektrolyse von Wasserstoff eingesetzt, der dann wieder zurück in Strom verwandelt wird, kostet die Kilowattstunde Wasserstoffstrom sogar einen Euro!

Bei den Kosten wird meist auch verschwiegen, dass Windkraftanlagen (WKA) technisch bedingt nur eine relativ kurze Laufzeit von 18-20 Jahren haben. Kohle-, Gas oder Kernkraftwerke hingegen haben wesentlich längere Laufzeiten, so dass sich die Baukosten über einen viel längeren Zeitraum amortisieren können. Für 60 Jahre Betriebszeit müssten so die Baukosten von WKA also etwa Mal 3 gerechnet werden. In die Kosten müssten zudem auch die enormen systemischen Aufwendungen für die Windkraftnutzung und deren natürlich bedingten Einspeiseschwankungen (Speicherung, Netzausbau, Backup-Kraftwerke) eingerechnet werden – was ebenfalls meist nicht erfolgt.

Die Windenergie ist bei Einrechnung aller Umstände nicht nur nicht billiger, sondern sogar teurer als andere Energietechniken. Daraus erklärt sich auch, warum sie nach 30 Jahren Energiewende immer noch hoch subventioniert wird.

Behauptung: Irgendwo weht immer Wind.

Widerlegung: Die Wetterdaten aus über 100 Jahren zeigen ganz klar, dass das nicht stimmt. Jedes Jahr gibt es Phasen von mehreren Tagen ohne Wind – nicht nur in Deutschland, sondern auch in den Nachbarländern. Dummerweise sind das meist Perioden – Inversionswetterlagen -, wo auch wenig oder keine Sonne scheint, der Strombedarf aber besonders hoch ist. Die Schere zwischen Bedarf und Erzeugung klafft also bei Wind- und Solarenergie weit auseinander. Demgegenüber waren früher Bedarf und Erzeugung fast völlig deckungsgleich. Das scheint die „grünen“ Befürworter der Nachhaltigkeit aber nicht zu stören.

Behauptung: Ein Windpark kann soundso viele Verbraucher versorgen.

Widerlegung: Das ist aus zwei Gründen falsch. Erstens beträgt die Einspeisung in das Stromnetz nur knapp 20% der installierten (Nenn)Leistung, was nicht mit „verstopften“! Leitungen zu tun hat, sondern mit den technischen Charakteristika von Generatoranlagen und dem relativ schwachen Windaufkommen (Windstärke 3-4 statt optimal 6-7). Die Angaben für die „Versorgungsleistung“ in den Medien beziehen sich fast immer auf die rein theoretische Nennleistung. In der Praxis muss die Versorgungslücke also durch Strom aus anderen Erzeugern abgesichert werden. Das ist v.a. bei Windstille nötig. Ohne Backup-Kraftwerke und eine Anbindung an das normale Stromnetz ist also überhaupt keine sichere Stromversorgung möglich. Dazu kommt, dass eine WKA pro Jahr ca. ein Prozent Leistung durch Verschleiß einbüßt, in 20 Jahren also etwa 20%.

Behauptung: Die Tötung von Flugtieren und Insekten durch WKA spielt keine Rolle bzw. kann in Kauf genommen werden.

Widerlegung: Es stimmt, dass Vögel und Insekten v.a. durch andere Faktoren sterben, z.B. durch Glasscheiben, durch den Verkehr, durch Katzen oder durch die Umweltzerstörung. Doch kann das kein Argument sein, dieses Problem noch zu vergrößern. Hier zeigt sich, dass viele Grüne ihr früheres Engagement für die Umwelt dem sog. Klimaschutz opfern. Zudem sterben durch Windräder v.a. Raubvögel und Fledermäuse, die ansonsten kaum natürliche Feinde haben und deren Bestände oft ohnehin schon bedroht sind. Der vorgesehene massive Ausbau der Windkraft würde den Bestand bestimmter Arten, z.B. den Rotmilan, noch mehr bedrohen.

Behauptung: Windkraft ist ökologisch.

Widerlegung: Auch diese Behauptung ist in mehrfacher Hinsicht falsch. 1. ist der Ressourcenverbrauch von WKA besonders hoch. Für eine moderne WKA werden ca. 5-6.000 Tonnen Material benötigt, v.a. Zement und Stahl, zu deren Herstellung große Mengen Energie benötigt werden und also viel CO2 freigesetzt wird. Die häufigen WKA-Modelle E 70 und E 82 haben Fundamente mit einem Volumen von bis zu 1.500 m³, die bis zu 180 Tonnen Stahl enthalten. Der Turm besteht aus Stahlbeton-Segmenten und wiegt über 2.500, die Maschinen-Gondel über 300 Tonnen. Nabe und Rotorflügel wiegen ca. 300 Tonnen. Allein für die Erzeugung des verbauten Stahls werden 4-500 Tonnen Kohle verbrannt. Eine WKA muss allein 10-20 Monate laufen, um den Strom zu erzeugen, der für deren Herstellung (Aufbau und Transport nicht mitgerechnet) verbraucht wurde.

2. erzeugt der Rückbau alter Anlagen große Mengen Abfall, darunter Sondermüll (z.B. Karbonfasern der Flügel), dessen Entsorgung noch ungeklärt ist. 3. gelangen durch Abrieb der Flügel und Korrosion (v.a. bei Offshore-Anlagen durch das aggressive Salzwasser) Giftstoffe und Mikroplastik in die Umwelt. 3. verbrauchen WKA viel Fläche – eine begrenzte Ressource. Für das Fundament, die Zufahrt, den Trafo u.a. technische Einrichtungen braucht ein Windrad mindestens 5-600 Quadratmeter Fläche, die der Natur absolut verlorengehen. Bei Windrädern in Wäldern ist der Flächenbedarf noch größer, weil bei Bau, Wartung und Abbau auf Dauer Waldfläche baumfrei gehalten werden muss. 4. ist durch die vergleichsweise kurze Betriebszeit von WKA auf Dauer gesehen der Aufwand für Bau, Transport, Abbau und Entsorgung höher als bei anderen Techniken.

Ein Beispiel soll das Problem der Entsorgung alter WKA demonstrieren. Ein Windrad vom Typ NORDEX N131 hat eine Nabenhöhe von 164 m und einen Rotordurchmesser von 131 m. Die Entsorgungungskosten (Stand 2019) betragen für:

  • Rotorflügel 16.000 Euro;
  • Beton 186.000 Euro;
  • Verfüllen und Verdichten der Fundamentgrube, Rückbau der Betriebsfläche und Wege, Wiederherstellung der Oberflächen: 166.000 Euro; bei Waldstandorten ist wieder Waldboden zur Herstellung des Urzustandes einzubauen, was zu Zusatzkosten von 100.000 Euro führen kann;
  • Sonderabfälle 4.000 Euro;
  • Krankosten 62.000 Euro;
  • Personalkosten 25.000 Euro;
  • Nebenkosten (u. a.: Baustelleneinrichtung, Planung, Bauleitung, Bodengutachter usw.) 116.000 Euro.

Gesamtkosten: (brutto) 684.250 Euro. Demgegenüber steht ein Brutto-Erlös von 71.400 Euro z.B. aus dem Verkauf des Recyclingmaterials (Kupfer, Stahl u.a.). Die Netto-Abbruchkosten von über 600.000 Euro tauchen in den Kostenrechnungen der Windenergie-Befürworter jedoch nie auf …

Behauptung: Durch den Ausbau der Windenergie kann die EW gelingen und eine „grüne“ Stromversorgung gesichert werden.

Widerlegung: Je nach Tempo und Umfang der Entkarbonisierung (Energiewirtschaft, Verkehr, Industrie, Wohnen) muss die Zahl der WKA in Deutschland von derzeit 30.000 auf 90.000 bis 150.000 erhöht werden. Aufgrund der relativ kurzen Laufzeit von nur ca. 20 Jahren muss diese riesige Zahl in dieser Zeit umgerüstet oder ersetzt und entsorgt werden. Das Problem des natürlich bedingten Ausfalls oder der Minderleistung von WKA wird durch mehr Anlagen zwar etwas gemindert, bleibt aber grundsätzlich bestehen. Bei Windstille ist es egal, wie viele WKA dann nichts erzeugen. Der Ausbau der Windenergie ist nicht nur enorm teuer und wird die Strompreise (und auch alle anderen Preise) in die Höhe treiben, sie kann grundsätzlich eine zuverlässige Stromversorgung nicht sichern, u.a. nicht die Grundlastabdeckung.

Windenergie (und in noch stärkerem Maße die Solarenergie) ist als Grundlage des Stromsystems ungeeignet, auch einen Klimaschutzeffekt bewirkt sie in der Gesamtbilanz nicht. Sie ist ökonomisch, sozial und finanziell unsinnig und schädigt die Umwelt.

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