Windmüllers Müll

Paul Pfundt

Der Ausbau der Windenergie ist die Hauptsäule der Energiewende (EW). Zuletzt kam der Zubau von neuen Windrädern aber ins Stocken. Gründe dafür waren u.a. wachsender Widerstand gegen die Verspargelung der Landschaft und kompliziertere Ausschreibungsregeln. Nun soll der Ausbau mittels Zuckerbrot (Beteiligung der Kommunen an den Erträgen) und Peitsche (Erleichterungen für den Bau) wieder forciert werden.

Den ambitionierten Zielen kommt nun aber ein wachsendes Problem in die Quere: immer mehr bestehende Windkraftanlagen (WKA) erreichen das Ende ihrer Laufzeit. Wurde früher eine Laufzeit von 20 Jahren angenommen, zeigt sich nun, dass in der Realität im Durchschnitt nur ca. 18 Jahre erreicht werden, dann müssen die Motorgondel mit den Flügeln oder die gesamte WKA erneuert bzw. abgebaut werden. Das erzeugt riesige Kosten. Viele WKA-Betreiber haben dafür keine ausreichenden Rückstellungen gebildet. Ergebnis: die alten WKA (zumindest die Fundamente) bleiben stehen oder der Rückbau erfolgt nur zum Teil. Lt. einer Studie des Umweltbundesamtes (UBA) von 2019 ergeben sich so Kosten (für den Rückbau, nicht für die Entsorgung), die in den 2030er Jahren 100-300 Millionen Euro betragen – pro Jahr! Diese Folgekosten sind in den Kostenaufstellungen der Öko-Lobby, die nicht müde wird zu behaupten, wie billig die „Erneuerbaren“ seien, natürlich nicht enthalten.

Angesichts der immer größeren Zahl von WKA, die in den nächsten Jahren ersetzt werden müssen, ist es auch sehr fraglich, ob die Ausbauziele bei der Windenergie erreicht werden können, denn ein immer größerer Teil des Zubaus an WKA ersetzt nur alte Anlagen.

Sondermüll

Ein anderes Problem ist die Entsorgung der alten WKA. Da geht es einmal um die Entsorgung der tonnenschweren Flügel, von denen es derzeit fast 100.000 gibt. Sie bestehen aus Glasfaserverbundstoffen. Diese gelten als Sondermüll, weil sie im Verdacht stehen, krebserregend zu sein und weil sie schwer zu entsorgen sind. Schon beim Zerkleinern können kleinste Faserteilchen in die Umwelt gelangen. Viele Flügel werden in Müllverbrennungsanlagen verbrannt. Aufgrund der genannten Probleme werden in anderen Ländern die Flügelteile oft einfach vergraben. Das UBA geht davon aus, dass pro Jahr etwa 30.000 Tonnen Glasfaser-Sondermüll anfallen, bis zu den 2030ern soll diese Menge auf ca. 70.000 Tonnen jährlich steigen. Der Abfallberg wird noch viel größer, wenn man die Entsorgung des in den WKA verbauten Stahlbetons (der allerdings wiederverwendet werden kann) mitrechnet. Pro WKA fallen durch Fundamente und Turmelemente ca. 4-5.000 Tonnen an. Bei den derzeit über 30.000 WKA ergibt das eine Menge von 120-150 Millionen Tonnen: fast zwei Tonnen pro Einwohner. So viel zur Frage der Ressourcenschonung. Dabei muss noch bedacht werden, dass dieses Problem uns ständig begleitet und nicht einmalig gelöst werden kann.

Neben Glasfasverbundstoffen und Stahlbeton fallen bei der Entsorgung der Altanlagen auch Öle, Schmiermittel u.a. chemische Stoffe an. Wie bei der Einführung der Energiesparlampen, die auch diverse Giftstoffe enthalten, wurde vor lauter Ökohype die Entsorgungsfrage „vergessen“. Wer Wind sät, wird einen Müll-Tsunami ernten.

Ähnlich dramatisch sieht es bei der Solarenergie aus. Um Deutschland nur mit Solarstrom zu versorgen, wären umgerechnet 7% der Fläche Spaniens (35.000 Km2) nötig. Das betrifft aber nur den Strombedarf, die 75% der Primärenergie für Heizung, Transport usw. sind da nicht dabei. Solarpaneele haben eine Lebensdauer von nur ca. 15 Jahren. Es müssten also jedes Jahr etwa 2.300 Km2 an Paneelen hergestellt – und entsorgt werden. Ein erheblicher Teil der Paneele besteht aus Sondermüll. Für deren Herstellung wäre etwa das 4,5-fache der weltweiten Silber-Jahresproduktion und etwa 135% der weltweiten Silizium-Jahresproduktion erforderlich.

Energiewende und Kapitalismus

Die Entsorgungsfrage zeigt anschaulich, dass da, wo „grün“ draufsteht, oft nicht „Grün“ drin ist. Wir haben immer wieder darauf hingewiesen, dass die EW – egal, ob es ein Klimaproblem gibt oder nicht – keine geeignete Lösungsstrategie ist. Sie rettet nicht das Klima, erzeugt aber eine Vielzahl neuer Probleme. Der Einsatz der „Erneuerbaren Energien“ (EE) unterminiert das Stromsystem (Blackoutgefahr, Speicherproblem), schadet der Umwelt (Flächenverbrauch, Tötung von Flugtieren, Ausweitung von Monokulturen, die zur Minimierung der Biodiversität führen usw.) und führt zu einem immensen Zusatzverbrauch bestimmter Ressourcen.

Das zeigt, wie dumm und demagogisch die Behauptungen der „Grünen“ sind, dass die EE billiger und ökologischer wären als konventionelle Techniken. Auch wenn Kohle und Öl eingespart werden, geht die Gesamtrechnung – die von den „Grünen“ bewusst vermieden wird – nicht auf. Sicher muss das Energiesystem verbessert werden: in ökologischer, technischer und sozialer Hinsicht. Doch die EW-Politik blockiert gerade das. Investitionen in modernere, sprich sauberere und effizientere Kraftwerke finden in Deutschland) nicht mehr statt. Dabei hätte die Modernisierung der deutschen Kohlekraftwerke eine um 20% höhere Effektivität, d.h. entsprechend weniger Kohleverbrauch und weniger Abgase (darunter CO2) bedeutet – und das mit weit weniger Kosten als bei der EW.

Der Volksmund sagt: „Wir bauen auf und reißen nieder, Arbeit gibt es immer wieder.“ Tatsächlich wird hier ein reales Problem des Kapitalismus benannt. Die kapitalistische Produktionsweise beruht darauf, dass möglichst viel Neuproduktion generiert wird. Würden Produkte aufgrund besserer Qualität oder leichterer Reparierbarkeit länger halten, würde das weniger Neuproduktion bedeuten – also weniger Profit. Dem Kapitalisten ist es grundsätzlich egal, womit er Profit macht. Die Umwelt zu zerstören und sie danach wieder zu reparieren ist zwar idiotisch, aber im Sinne des Kapitalismus durchaus rational.

Das zeigt sich auch bei der EW. Unter dem Vorwand der Klimaschutz-Ideologie werden riesige Mengen von konstantem Kapital vernichtet, indem sie als „ökologisch untragbar“ gelten: Kohlekraftwerke, Kernkraftwerke, Verbrennerautos, Gasheizungen usw. usw. Dadurch wird der Markt bereinigt und Platz für Neuinvestitionen geschaffen, die sonst gar nicht, nicht in dem Maße oder erst später notwendig oder möglich wären. Die Investitionen in die EE sind dabei besonders lukrativ, weil sie durch die EEG-Regelungen einen Konkurrenzvorteil am Markt genießen, die für die Betreiber wie Ostern und Weihnachten an einem Tag sind. Die (völlig überhöhten) Einspeisegebühren für 20 Jahre (also für die gesamte Laufzeit) der EE-Anlagen, sichern nicht nur garantierte Profite, sondern auch saftige Zusatzprofite. Die Grünen, FFF u.a. andere „Ökos“ sind nur die nützlichen Idioten der Abkassierer bzw. gehören selbst zu ihnen.

Man verdient prächtig am Bau, am Betrieb und an der Entsorgung von WKA und Solarpaneelen. Alle diese Aktivitäten steigern das Bruttosozialprodukt. Und überall hält der Staat die Hand auf, um das Steuergeld zum großen Teil wieder dem Kapital in den Rachen zu werfen und den Wahnsinnskreislauf erneut anzukurbeln. Bezahlen müssen dafür die Umwelt und die Lohnabhängigen. Und Linkspartei, SPD, DGB und das Gros der „radikalen“ Linken spielen dabei mit als nützliche Idioten der kleinbürgerlichen „Öko“-Bewegungen und der hinter ihnen stehenden Kapitalfraktionen. Es wird Zeit, dass die Arbeiterklasse solche „Interessenvertreter“ entsorgt!

2 Gedanken zu „Windmüllers Müll“

  1. In den 70 ern wurden Nachtspeicheröfen oft Pflicht. Eine andere Heizquelle nicht vorgesehen in Neubaugebieten. Die AKWs sollten sich schließlich rechnen. Ab den 90ern hat man sie als ineffizient verdammt und nun bezahlen die Konzerne Überschüssigen Strom. Was sowieso ungeklärt ist, was ist bei Flaute bei Dunkelheit.
    Die KFW fördert derweil neue Kohlekraftwerke z.B. in Griechenland.

    1. Nachtspeicheröfen waren durchaus sinnvoll, weil dadurch die Kraftwerke nachts weniger runter gefahren werden mussten, was zu einer gleichmäßigeren Lastverteilung zwischen Tag und Nacht geführt hat. Mit den Erneuerbaren geht das kaum. Voraussetzung solcher Einzelmaßnahmen ist aber ein geplantes Energiesystem – also das Gegenteil der jetzigen Energiewende.

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