Als „Imperialismus“ bezeichnen MarxistInnen den Kapitalismus des 20. und 21. Jahrhunderts – in zweierlei Hinsicht. Erstens charakterisieren sie die stärksten kapitalistischen Länder, welche die heutige Welt beherrschen, als „imperialistisch“; zweitens nennen sie die gegenwärtige globale Wirtschaftsordnung eine „imperialistische“. Wenn wir begreifen, was Imperialismus ist, haben wir einen Schlüssel zur Hand, um die ökonomischen und politischen Krisen unserer Welt besser zu verstehen und die tieferen Ursachen von Kriegen, Hungersnöten und Rassismus zu begreifen. „ABC des Marxismus VI: Was ist Imperialismus?“ weiterlesen
Nachtvision
Hanns Graaf
Schwarze Alleen mit Peitschenmasten.
Stacheldraht quer über Straßen gespannt.
Scheinwerferfinger durchs Nachtdunkel tasten.
Ertrunkene Schwimmlehrer treiben zum Strand.
Ein Fernzug mit Schlafwagen springt aus den Gleisen.
Ein Brückentorso ragt übern Schlund.
Helikopter, die über uns kreisen.
Gerüchte gehn von Mund zu Mund.
Pausenlos klingeln die Faxtelefone.
Vereinszimmer brüten an einem Pogrom.
Ein Chor von Knaben probt eine None.
Im stählernen Stuhl stirbt einer an Strom.
Vorm Marmorportal hocken Banker und wimmern.
Vier Verse von Trakl, die irgendwer spricht.
Ein Dauertonsummen. Testbilder flimmern.
Die Mauern der Staudämme halten noch dicht.
Ein Hoftor fällt zu, als hätt wer geschossen.
Ein Aufruf kursiert auf zehntausend Blatt.
Die Börsen bleiben auch morgen geschlossen.
Ein blutiger Mond hängt über der Stadt.
Alternative zu Staat und Kirche
Die Kinderladen-Bewegung
Hannes Hohn
In den späten 1960er und frühen 1970er Jahren entstanden in der BRD und Berlin/West die ersten Kinderläden. Das waren selbstverwaltete, sich als „alternativ“ verstehende Kindereinrichtungen für Vorschulkinder. Träger waren Elterninitiativen, die meist die Form von Trägervereinen annahmen. Betreut wurden etwa 10-20 Kinder, weit weniger als es damals in anderen Einrichtungen üblich war, die eher Aufbewahranstalten waren als pädagogische Einrichtungen. Als Räumlichkeiten wurden anfangs oft Ladenräume genutzt, die leer standen, weil mit dem Aufkommen der großen Supermärkte viele kleine Händler aufgeben mussten. Daher auch der Name „Kinderladen“. Dem gleichen Konzept entsprangen später Schülerläden, wo eine Hort- und Hausaufgabenbetreuung stattfand. Manchmal entwickelten sich diese Einrichtungen zu größeren Jugend-, Freizeit- und Kultureinrichtungen. „Alternative zu Staat und Kirche“ weiterlesen
Laudatio des Tages vom 19.1.2017
HaHo
Eine zweistimmige Lobeshymne in Fortefortissimo singen wir heute Frankreichs Energieministerin Ségolène Royal, die ein wahrhaft revolutionäres Projekt zur Rettung des Weltklimas fördert, und dem Internet-Portal Klimaretter.Info, das darüber euphorisch berichtet hat. „Laudatio des Tages vom 19.1.2017“ weiterlesen
Fundstück XV
So gesehen, hat in der Skala der sittlichen Werte das Menschenrecht der Frau auf den Orgasmus höheren Rang als ihre auch dem Tierweibchen eigentümliche Bestimmung, Nachkommen das Leben zu schenken.
W. Harich, Kommunismus ohne Wachstum?
Staates Kinder
Erziehung in der DDR
Hannes Hohn
In der Linken taucht die Frage der Vergesellschaftung der Hausarbeit, wenn überhaupt, oft nur als Forderung auf, um das ungenügende oder teure Angebot an Kinderbetreuungsmöglichkeiten zu verbessern. Zuweilen wird dabei auf das Beispiel der DDR verwiesen, wo es diesbezüglich tatsächlich bessere Bedingungen als in der BRD gab. Spätenstens sei den 1970ern war für jedes Kind ein Krippen-, Kindergarten- und Hortplatz vorhanden. Frauen war es in der DDR so leichter möglich, Beruf und Kinder unter einen Hut zu bekommen. Der Autor kann sich noch lebhaft an die Verwunderung von Studierenden aus der BRD, die in der DDR zu Gast waren, erinnern, als sie hörten, dass viele Studentinnen während des Studiums Kinder bekamen und wie gut die Betreuungsmöglichkeiten waren. „Staates Kinder“ weiterlesen
Triumph oder Tragödie?
Zu einem Beitrag der Berliner Zeitung über die Energiewende
Hannes Hohn
In der Berliner Zeitung vom 28.12.2016 erschien ein Artikel zur aktuellen Situation auf dem Strommarkt. Er ist ein gutes Beispiel dafür, dass die hiesigen Medien überhaupt kein Verständnis für die Situation in der deutschen Stromwirtschaft haben und die Dimension der durch die Energiewende hervorgerufenen gravierenden Veränderungen nicht zu erfassen vermögen. „Triumph oder Tragödie?“ weiterlesen
Fundstück XIV
Die Phänomene der Radioaktivität führen uns zu dem Problem der Freisetzung inneratomarer Energie. Das Atom enthält in sich eine gewaltige verborgene Energie, und die größte Aufgabe der Physik besteht darin, diese Energie freizusetzen, den Korken herauszuziehen, damit diese verborgene Energie hervorbrechen kann. Dann eröffnet sich die Möglichkeit, Kohle und Öl durch Atomenergie zu ersetzen, die auch zur wichtigsten Antriebskraft wird. Das ist keineswegs eine hoffnungslose Aufgabe. Was für Aussichten eröffnen sich uns! Schon dies gibt uns das Recht zu erklären, daß sich das wissenschaftliche und technische Denken einem großen Wendepunkt nähern, daß die revolutionäre Epoche in der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft auch eine revolutionäre Epoche im Bereich der Erkenntnis der Materie und ihrer Beherrschung sein wird. Vor der befreiten Menschheit werden sich unbegrenzte technische Möglichkeiten auftun.
Leo Trotzki, Radioaktivität und Materialismus, 1923
Ein Urteil und viele Fehlurteile
Zum Entscheid des BVerfG über die Schadenersatzklage der Energiekonzerne
Hanns Graaf
Am 6.12.16 urteilte das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) in Karlsruhe über eine Klage der Energiekonzerne RWE und En.BW. Darin fordern diese Schadenersatz in Höhe von 19 Milliarden Euro für ihnen entgangene Erlöse aufgrund des 2011 von der Bundesregierung kurzfristig beschlossenen beschleunigten Atomaustiegs nach dem Unglück von Fukushima. „Ein Urteil und viele Fehlurteile“ weiterlesen
Fundstück XIII
„Ich bin zufällig eben damit beschäftigt, einen politischen Skandal ins reine zu bringen.“ „Die Ställe des Augias auszumisten“, fügte Dashwood hinzu. „Zuviel für sie mein Junge, die einzige Möglichkeit wäre, die Themse umzuleiten und die Parlamentshäuser fortzuschwemmen.“
Agatha Christie, Die Arbeiten des Herkules