Staates Kinder

Erziehung in der DDR

Hannes Hohn

In der Linken taucht die Frage der Vergesellschaftung der Hausarbeit, wenn überhaupt, oft nur als Forderung auf, um das ungenügende oder teure Angebot an Kinderbetreuungsmöglichkeiten zu verbessern. Zuweilen wird dabei auf das Beispiel der DDR verwiesen, wo es diesbezüglich tatsächlich bessere Bedingungen als in der BRD gab. Spätenstens sei den 1970ern war für jedes Kind ein Krippen-, Kindergarten- und Hortplatz vorhanden. Frauen war es in der DDR so leichter möglich, Beruf und Kinder unter einen Hut zu bekommen. Der Autor kann sich noch lebhaft an die Verwunderung von Studierenden aus der BRD, die in der DDR zu Gast waren, erinnern, als sie hörten, dass viele Studentinnen während des Studiums Kinder bekamen und wie gut die Betreuungsmöglichkeiten waren. „Staates Kinder“ weiterlesen

Triumph oder Tragödie?

Zu einem Beitrag der Berliner Zeitung über die Energiewende

Hannes Hohn

In der Berliner Zeitung vom 28.12.2016 erschien ein Artikel zur aktuellen Situation auf dem Strommarkt. Er ist ein gutes Beispiel dafür, dass die hiesigen Medien überhaupt kein Verständnis für die Situation in der deutschen Stromwirtschaft haben und die Dimension der durch die Energiewende hervorgerufenen gravierenden Veränderungen nicht zu erfassen vermögen. „Triumph oder Tragödie?“ weiterlesen

Fundstück XIV

Die Phänomene der Radioaktivität führen uns zu dem Problem der Freisetzung inneratomarer Energie. Das Atom enthält in sich eine gewaltige verborgene Energie, und die größte Aufgabe der Physik besteht darin, diese Energie freizusetzen, den Korken herauszuziehen, damit diese verborgene Energie hervorbrechen kann. Dann eröffnet sich die Möglichkeit, Kohle und Öl durch Atomenergie zu ersetzen, die auch zur wichtigsten Antriebskraft wird. Das ist keineswegs eine hoffnungslose Aufgabe. Was für Aussichten eröffnen sich uns! Schon dies gibt uns das Recht zu erklären, daß sich das wissenschaftliche und technische Denken einem großen Wendepunkt nähern, daß die revolutionäre Epoche in der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft auch eine revolutionäre Epoche im Bereich der Erkenntnis der Materie und ihrer Beherrschung sein wird. Vor der befreiten Menschheit werden sich unbegrenzte technische Möglichkeiten auftun.

Leo Trotzki, Radioaktivität und Materialismus, 1923

Ein Urteil und viele Fehlurteile

Zum Entscheid des BVerfG über die Schadenersatzklage der Energiekonzerne

Hanns Graaf

Am 6.12.16 urteilte das Bundesverfassungsgericht (BVerfG) in Karlsruhe über eine Klage der Energiekonzerne RWE und En.BW. Darin fordern diese Schadenersatz in Höhe von 19 Milliarden Euro für ihnen entgangene Erlöse aufgrund des 2011 von der Bundesregierung kurzfristig beschlossenen beschleunigten Atomaustiegs nach dem Unglück von Fukushima. „Ein Urteil und viele Fehlurteile“ weiterlesen

Fundstück XIII

„Ich bin zufällig eben damit beschäftigt, einen politischen Skandal ins reine zu bringen.“ „Die Ställe des Augias auszumisten“, fügte Dashwood hinzu. „Zuviel für sie mein Junge, die einzige Möglichkeit wäre, die Themse umzuleiten und die Parlamentshäuser fortzuschwemmen.“

Agatha Christie, Die Arbeiten des Herkules

Davids Enkeln

Hanns Graaf

Festgeschnallt Ihr in F 16-Maschinen.
Rasend. Ein Davidstern, den man erkennt.
Ihr kreist über Häusern mit steinernen Minen.
Unter Euch Gaza: ´s Schtetele brennt!

´s brennt wie der Leuchter mit sieben Armen.
So hat das Warschauer Ghetto gebrannt.
In Glaskanzeln hockt ihr ohne Erbarmen,
Ohne Erinnern an Widerstand.

Zertrümmern und töten. Rauchschwaden ziehen
Wie über die Lager einst: gelblich und bleich.
Ummauert, umdrahtet. Es gibt kein Entfliehen.
Heiliges Land – der Hölle gleich.

Ihr, die Vertriebenen, wurdet Vertreiber.
Blutrote Rosen – so keimt Eure Saat!
Städte verschlingend und Gärten und Leiber:
So nährt sich Goliath – Israels Staat.

Anmerkung:

Das Gedicht entstand im Januar 2009 während des Krieges Israels gegen Gaza. „´s Schtetele brennt“ ist jiddisch und kommt im Lied „s brennt“ von Mordechaj Gebirtig (1877-1942) vor, das er 1938 nach einem Pogrom in Przytyk schrieb.

ABC des Marxismus Teil VI: Was ist Judenunterdrückung?

Judenunterdrückung und -vernichtung haben im 20. Jh. grausame Formen angenommen. Judenverfolgungen gab es aber schon viel früher und leider wird es sie noch so lange geben, wie es Kapitalismus gibt. „ABC des Marxismus Teil VI: Was ist Judenunterdrückung?“ weiterlesen

Berlin. Friedhof Friedrichsfelde

Hanns Graaf

Schnee,
Ein Schleier, über euch.
Zwei Meter Erde und darauf-
Gewälzt ein Felsen
Noch von

Denen.

Schleifen,
Wo geschleift einst
Van der Rohes
Barrikade: Vor-
Standskränze.

Alles habt ihr
Abgelegt
Längst:
Alles.

Langer
Abmarsch. Rückzug

Vor
Visieren: dünne
Weiße Atem-
Fahnen.

Anmerkung:

Der Text entstand 1993 nach der Teilnahme an der Ehrung für Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht vor ihren Gräbern in Berlin-Friedrichsfelde. Ursprünglich stand dort ein von Mies van der Rohe im Stil einer Barrikade entworfenes und aus Spenden von Arbeitern finanziertes Denkmal. Es wurde von den Nazis zerstört und von den Stalinisten nicht wieder aufgebaut. Während der Demonstration kam es zu Angriffen durch die Polizei.

ABC des Marxismus Teil V: Was ist die „Diktatur des Proletariats“?

Der Begriff “Diktatur” weckt negative Assoziationen. Wir sind dabei an undemokratische, unterdrückerische Verhältnisse erinnert, an den Stalinismus oder den Faschismus. Doch die Diktatur des Proletariats – auch Arbeiterstaat, Räterepublik oder Übergangsgesellschaft genannt – ist das Gegenteil solcher Diktaturen. „ABC des Marxismus Teil V: Was ist die „Diktatur des Proletariats“?“ weiterlesen