Ein stalinophiler Ausrutscher?

Zu einem Artikel der Gruppe Arbeitermacht

Hanns Graaf

Der Trotzkismus kann für sich in Anspruch nehmen, gegen den Stalinismus gekämpft und dessen unterdrückerische, reaktionäre und konterrevolutionäre Rolle entlarvt zu haben. Das ist unbestreitbar, auch wenn man nicht allen seinen Analysen zustimmen mag. Umso verwunderlicher ist es daher, wenn eine trotzkistische Gruppe Leuten eine Plattform gibt, die offen eine Relativierung und Beschönigung des Stalinismus betreiben. „Ein stalinophiler Ausrutscher?“ weiterlesen

Alternative zu Staat und Kirche

Die Kinderladen-Bewegung

Hannes Hohn

In den späten 1960er und frühen 1970er Jahren entstanden in der BRD und Berlin/West die ersten Kinderläden. Das waren selbstverwaltete, sich als „alternativ“ verstehende Kindereinrichtungen für Vorschulkinder. Träger waren Elterninitiativen, die meist die Form von Trägervereinen annahmen. Betreut wurden etwa 10-20 Kinder, weit weniger als es damals in anderen Einrichtungen üblich war, die eher Aufbewahranstalten waren als pädagogische Einrichtungen. Als Räumlichkeiten wurden anfangs oft Ladenräume genutzt, die leer standen, weil mit dem Aufkommen der großen Supermärkte viele kleine Händler aufgeben mussten. Daher auch der Name „Kinderladen“. Dem gleichen Konzept entsprangen später Schülerläden, wo eine Hort- und Hausaufgabenbetreuung  stattfand. Manchmal entwickelten sich diese Einrichtungen zu größeren Jugend-, Freizeit- und Kultureinrichtungen. „Alternative zu Staat und Kirche“ weiterlesen

Staates Kinder

Erziehung in der DDR

Hannes Hohn

In der Linken taucht die Frage der Vergesellschaftung der Hausarbeit, wenn überhaupt, oft nur als Forderung auf, um das ungenügende oder teure Angebot an Kinderbetreuungsmöglichkeiten zu verbessern. Zuweilen wird dabei auf das Beispiel der DDR verwiesen, wo es diesbezüglich tatsächlich bessere Bedingungen als in der BRD gab. Spätenstens sei den 1970ern war für jedes Kind ein Krippen-, Kindergarten- und Hortplatz vorhanden. Frauen war es in der DDR so leichter möglich, Beruf und Kinder unter einen Hut zu bekommen. Der Autor kann sich noch lebhaft an die Verwunderung von Studierenden aus der BRD, die in der DDR zu Gast waren, erinnern, als sie hörten, dass viele Studentinnen während des Studiums Kinder bekamen und wie gut die Betreuungsmöglichkeiten waren. „Staates Kinder“ weiterlesen

Das Siedlungs-, Bau- und Wohnungsprogramm der Kommunistischen Partei Deutschlands (1922)

(Wir dokumentieren hier den Entwurf für ein „Wohnungsprogramm“ der KPD von 1922. Obwohl dieser Entwurf nie angenommen wurde, gibt er einen guten Einblick in die programmatischen Vorstellungen der KPD jener Zeit. Die Redaktion)

Entwurf

1. Die Grundlage aller Kommunalpolitik ist die Ansiedlung von Menschen. Im kapitalistischen Zeitalter vollzieht sich die Siedlung planlos; im wesentlichen folgt sie den Zufallsbedürfnissen der Industrie; sie nimmt keine Rücksicht auf die natürlichen Siedlungsmöglichkeiten, auf industrielle Standortsökonomie, keine Rücksicht auf Sicherstellung der Ernährung, auf Tauschmöglichkeit, Hygiene, Verkehr, keine Rücksicht auf den proletarischen Menschen. „Das Siedlungs-, Bau- und Wohnungsprogramm der Kommunistischen Partei Deutschlands (1922)“ weiterlesen

Nazis gegen Nazis

1934: Der Röhm-Putsch

Hannes Hohn

Reichlich ein Jahr nach der Machtergreifung der deutschen Faschisten, am 30. Juni 1934, sorgte ein Ereignis für Schlagzeilen: der „Röhm-Putsch“. Es handelte sich dabei aber nicht um einen Putsch von SA-Führer Ernst Röhm gegen Hitler, sondern um einen Schlag, eine Säuberung Hitlers gegen Röhm und die SA-Führung. „Nazis gegen Nazis“ weiterlesen

Die Internationale

Hannes Hohn

„Die Internationale“ ist wohl immer noch das bekannteste Lied der Welt, obwohl es natürlich in Hitparaden und auch in den meisten Liederbüchern nicht auftaucht. Trotzdem ist das „rote“ Lied ein echter Evergreen, der inzwischen schon fast anderthalb Jahrhunderte alt ist. „Die Internationale“ weiterlesen

Der Fall Lyssenko

Geschichte der Wissenschaft

Hanns Graaf

Trofim Denissowitsch Lyssenko (1898-1976) war ein sowjetischer Agronom und Biologe, der unter Stalin großen Einfluss erlangte. Seine Theorie – später „Lyssenkoismus“ genannt – knüpft an Lamarck an. Die Genetik wurde unter Stalin als „bürgerliche Theorie“ per se abgelehnt. Nach Lyssenko werden Erbeigenschaften nicht durch Gene, sondern durch Umweltbedingungen bestimmt. Die Entwicklung der Arten erfolge nicht durch Mutation und Selektion, sondern durch die Vererbung erworbener Eigenschaften, d.h. durch Umwelteinflüsse. Einige seiner Forschungsergebnisse wurden später sogar als Fälschungen entlarvt. „Der Fall Lyssenko“ weiterlesen

Ein dreiviertel Jahrhundert für vier Quadratmeter

Die Wohnungsfrage in der UdSSR

Hanns Graaf

Sofort nach der Oktoberrevolution gingen die Bolschewiki daran, die Wohnsituation der werktätigen Massen, v.a. des Proletariats zu verbessern. Ohne dass es zunächst offizielle Beschlüsse gab, wurden reiche Wohnungseigentümer enteignet, die Wohnungen ArbeiterInnen übergeben oder sie dort einquartiert. Die bourgeoisen Eigentümer mussten die Wohnungen oft innerhalb 24 Stunden räumen. Von der Einrichtung durfte nichts, von der Kleidung nur wenig mitgenommen werden. Mitunter wurde das Nutzungsrecht der ehemaligen Wohnungsinhaber auf ein oder zwei Zimmer in ihrer eigenen Wohnung beschränkt. „Ein dreiviertel Jahrhundert für vier Quadratmeter“ weiterlesen

Wohnst Du noch, oder lebst Du schon?

Das DDR-Wohnungsbauprogramm

Hanns Graaf

Der bekannte Werbeslogan von IKEA enthält mehr ernst zu nehmenden Inhalt, als es sich die Marketing-Experten wohl gedacht haben. Schon Friedrich Engels wies darauf hin, von welch großer Bedeutung die Wohnverhältnisse für die gesamten Lebensverhältnisse sind. Man könne, so meinte er mit Blick auf die Wohnumstände der Arbeiterklasse, die Menschen mit einer Wohnung auch „erschlagen“. Leben ist nicht nur Wohnen, aber Wohnen ist immer ein Stück Leben. „Wohnst Du noch, oder lebst Du schon?“ weiterlesen